Die deutsche Politik befindet sich derzeit im Umbruch: Vor ein paar Wochen kam es zum Bruch innerhalb der Ampel-Regierung. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat aufgrund mangelnder Bereitschaft zu Kompromissen FDP-Chef Christian Lindner, der sich zuletzt über eine ZDF-Doku beschwerte, aus seinem Amt als Finanzminister entlassen. Als Nachfolger sollte Jörg Kukies das Amt übernehmen.
Während die Zukunft der deutschen Regierung nun also ungewiss ist, hat die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel zuletzt alte Zeiten Revue passieren lassen - und dabei einige Fehler zugegeben. Dabei brachte die Altkanzlerin, die zuletzt Tech-Milliardär Elon Musk kritisierte und dafür einen fiesen Kommentar einstecken musste, Themen wie die Flüchtlingskrise und den Klimaschutz zur Sprache .
Merkel zum Erstarken der AfD
Am gestrigen Dienstagabend hat Angela Merkel im Deutschen Theater in Berlin ihre neu veröffentlichten Memoiren Angela Merkel - Freiheit an der Seite von Moderatorin Anne Will vorgestellt. Ganze 700 Seiten ist das Buch stark, in dem Merkel ihr Leben sowie die Entscheidungen, die sie während ihrer Kanzlerschaft getroffen hat, reflektiert. Zu diesen stehe sie nach wie vor, wie sie sagt. Sie könne jedoch nicht sagen, dass sie "das Land in einem Tip-Top-Zustand" hinterlassen habe, wie sie gesteht. Darüber berichtet neben der Tagesschau unter anderem das Magazin Focus Online.
Im Zusammenhang mit der Aufnahme zahlreicher Flüchtlinge im Jahr 2015 erklärt sie etwa, dass dies maßgeblich das Erstarken der AfD in Deutschland gefördert habe. "Ich freue mich natürlich nicht, dass die AfD stärker geworden ist", stellt sie klar, allerdings erachtet sie diese Entscheidung nach wie vor als notwendig. Die Menschen damals zurückzuweisen wäre aus ihrer Sicht noch dramatischer gewesen.
Altkanzlerin über Kritik
Auch dass sie keine "richtigen Antworten auf den Klimaschutz geben" konnte, sieht sie heute als Versäumnis an, wie sie weiter erklärt. Sie wolle in ihrem Buch keinesfalls den Versuch unternehmen, ihre 16 Jahre währende Amtszeit in einem besseren Licht darzustellen, als es tatsächlich der Fall war. Bestimmten Entscheidungen bleibt Merkel jedoch auch weiterhin treu, wie beispielsweise dem Bau der Ostsee-Gasleitung Nordstream 2. "Ich persönlich halte es auch im Rückblick für keinen Fehler."
Bezüglich der immer wieder gern vorgebrachten Kritik gegenüber ihren Entscheidungen als Kanzlerin gibt sie sich gelassen: "Wenn es hilft, dann soll man sagen: 'Merkel war's'". Ob das bei der Bewältigung von Problemen helfe, sei jedoch dahingestellt, wie sie sagt. Kritiker:innen, die enttäuscht sind, weil sie in ihren Memoiren auf brisante Enthüllungen gehofft haben, nimmt Merkel derweil den Wind aus den Segeln. "Stellen Sie sich mal vor, ich würde jetzt Sensationen veröffentlichen über mich, dann würde man sagen: Sie hat uns die ganze Zeit belogen."
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Verwendete Quellen:
Tagesschau: "Merkel räumt Fehler ein Land nicht 'in einem Tip-Top-Zustand hinterlassen'"
Focus Online: "In Berlin: Bei der Buchvorstellung gibt Merkel auch Fehler zu und macht ein AfD-Geständnis"