Im Endspurt des Bundestagswahlkampfs war Annalena Baerbock bei der früheren GNTM-Gewinnerin Stefanie Giesinger in deren Podcast G Spot zu Gast. Dort sprach die Politikerin, die für ihr Buch mit dem Titel Jetzt etwa 25 000 Euro erhalten haben soll, mit dem Model über ihren eigentlichen Berufswunsch Journalistin, aber auch über einen Vorfall, der sie bis heute prägt.
Sie wurde im Bus als Jugendliche sexuell belästigt
Aufgrund eines Posts bei einer ihrer Reisen geriet sie vor einiger Zeit in den Fokus von Fußfetischisten, die ihre unbekleideten Füße bewerteten. Doch bei Giesinger sprach die 44-Jährige über ein Erlebnis aus ihrer Jugend, denn die Me Too-Debatte betrifft die zweifache Mutter auch persönlich.
Im Schulbus hätte einmal ein älterer Herr neben ihr gesessen und seine Hand auf ihr Bein gelegt. Wie Baerbock selbst die Szene beschreibt, wäre sie "immer weiter weggerutscht". "Ich habe das wirklich noch bildlich vor Augen, obwohl ich das eigentlich total vergessen hatte. Und ich habe fünf Stationen gebraucht, mich zu trauen, wegzusetzen", erklärt die frühere Bundesvorsitzende der Grünen die Situation von damals im Podcast. Aussteigen sei keine Option gewesen - sonst wäre sie zu spät zur Schule gekommen.
Dies war nur einer von vielen Vorfällen
"Wie oft ist dir das eigentlich passiert?" stellt sich die Politikerin, die im November ihr Liebesaus mit Ehemann Daniel Holefleisch verkündete, selbst als rhetorische Frage. Sie sei nicht in die Politik gegangen, um sich für Feminismus einzusetzen, aber die eigenen Erfahrungen hätten ihre politische Ausrichtung natürlich geprägt.
Und auch jetzt muss sie sich noch regelmäßig mit solchen Dingen auseinandersetzen. Gerade im Netz fänden sich die schlimmsten Kommentare und Fakes. So zum Beispiel auch eine Fotomontage von ihr als Pornodarstellerin, die erstmals zur Bundestagswahl 2021 verbreitet wurde. Beim Talk-Format Politik vor Ort im letzten Jahr ließ sie dabei einen wichtigen Satz fallen: "Es geht darum, Frauen anzugreifen auf einer Ebene, auf der Männer niemals angegriffen werden."
Nicht nur Annalena Baerbock hat solche Erlebnisse hinter sich
Baerbock ist nicht die einzige Politikerin, die über sexuelle Belästigung spricht. Im Jahr 2022 machte die frühere FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin ebenfalls solche Erlebnisse bekannt. Darunter auch Vorfälle, die Parteikollegen betreffen. "Ich habe geschwiegen und es ausgehalten", berichtete sie damals dem Stern.
Auch Schwedens ehemalige Außenministerin Margot Wallström berichtete bereits im Jahr 2014 in ihrer Autobiografie davon, dass sie bei einem Abendessen unter EU-Staatschefs begrapscht wurde. Mit diesen Erfahrungen stehen die genannten Frauen nicht allein da. Eine im Jahr 2021 veröffentlichte Studie, die bei Statista einsehbar ist, zeigt schockierende Ergebnisse: 60 Prozent der befragten Politikerinnen in Deutschland gaben an, schon einmal sexuell belästigt worden zu sein.
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Verwendete Quellen:
Bunte: Annalena Baerbock: Sie wurde Opfer sexueller Belästigung
G Spot mit Stefanie Giesinger: Feministische Außenpolitik, Durchsetzungskraft und Optimismus mit Annalena Baerbock
NDR: Baerbock über Hass gegen sie: "Es geht darum, Frauen anzugreifen"
Zeit Online: Margot Wallström: Schwedens Außenministerin wirft EU-Politiker sexuelle Belästigung vor
Statista: Haben Sie im Rahmen Ihrer politischen Tätigkeit schon einmal sexuelle Belästigung erfahren?
Spiegel: Silvana Koch-Mehrin spricht über sexuelle Belästigung, auch durch Parteikollegen