Die Erklärung am 26. September schlug ein wie eine Bombe: die beiden Vorsitzenden der Grünen, Ricarda Lang und Omid Nouripour, gaben an dem Tag ihren Rücktritt vom Parteivorstand bekannt. Beim Parteitag Mitte November stellten sie sich nicht zur Wiederwahl. Eine höchst emotionale Angelegenheit für Ricarda Lang, wie der tränenreiche Abschied der 30-Jährigen verriet, die es auch ohne Berufsabschluss an die Spitze der deutschen Politiklandschaft schaffte. Jetzt hat sie ein neues Kapitel in ihrem Leben aufgeschlagen. Zeit für selbstkritische Einblicke.
Abschied von der Grünen-Spitze: Ein Ende mit Klarheit
Nach einer Reihe enttäuschender Wahlergebnisse hatten sich Lang und ihr Co-Vorsitzender Omid Nouripour dazu entschieden, vom Amt des Parteivorstands zurückzutreten. Doch für Lang ist der Rücktritt kein Rückzug: "Es fühlt sich nicht wie ein Ende an", erklärte sie der Zeitschrift Bunte. Sie ist sich sicher: "Das Beste liegt noch vor mir.“
Außerdem sei es an der Zeit gewesen, ein neues Kapitel in ihrem Leben aufzuschlagen, erklärt Lang selbstkritisch. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Rückmeldungen aus dem Kreis der Familie ihr anscheinend einen Spiegel vorgehalten haben.
Neustart als Kolumnistin bei Focus Online
Lang hat nicht lange gebraucht, um einen neuen Weg für sich zu finden. Sie ist nun Kolumnistin bei Focus Online. Am Donnerstag veröffentlichte sie bereits ihren ersten Beitrag. In ihrer monatlichen Kolumne will Ricarda Lang Themen ansprechen, die kontrovers sind, und Widerspruch nicht scheuen. "Zu oft reden wir übereinander, pflegen Vorurteile", schreibt Lang in ihrem Beitrag.
Das wolle sie nun auf diesem Wege ändern. Mit ihren künftig regelmäßigen Beiträgen auf Focus Online wolle sie nun echte Dialoge und Debatten anregen, auch wenn das bedeutet, nicht immer Applaus zu ernten.
Ricarda Lang will wieder authentisch sein
In ihrem Debüt-Beitrag zeigte sich Lang überraschend offen und scheut auch nicht davor zurück, Kritik an ihrer Person zu thematisieren. So hätte sie beispielsweise nach öffentlichen Auftritten mehrfach Kritik von ihrer Familie einstecken müssen. "Du klingst wie ein Roboter", soll eine der Nachrichten gewesen sein.
Ein Kritikpunkt, den sich Lang offenbar zu Herzen genommen hat. Denn sie gibt zu, während ihrer politischen Karriere oft Dinge gesagt zu haben, an die sie selbst nicht vollständig geglaubt habe. Lang, deren Lieblingsbuch als Kind Pippi Langstrumpf war, habe irgendwann ihre Unbekümmertheit verloren und nur noch schablonenhaft gesprochen. Diese "Sprechblasen" waren der Grund für die Kritik ihrer Familie.
Lang will kein "Schattenboxen" mehr
Doch Ricarda Lang sieht noch ein anderes Problem, wenn man sich erst einmal auf diesen Weg eingelassen hat und Dinge vertritt, mit denen man sich selbst gar nicht identifiziert bzw. von denen man nicht selbst zutiefst überzeugt war. Denn "Irgendwann glaubt einem auch niemand anderes mehr.“
Jetzt soll genau diese Ehrlichkeit sich selbst und anderen gegenüber die Basis für Langs Kolumnen über gesellschaftliche Themen bilden. So will sie Debatten zu fördern, die über reines "Schattenboxen" hinausgehen. "Ich bin mit mir im Reinen", betont Lang – und sie ist bereit, auf ihrem neuen Weg frische Perspektiven zu bieten.
Die dunkle Seite des Politikerlebens
Lang nutzt darüber hinaus ihre Bekanntheit aktuell ebenfalls, um auf die Schattenseiten ihrer politischen Karriere hinzuweisen. In der Talkshow Hart aber fair sprach sie offen über die heftigen Anfeindungen, denen sie als Grünen-Chefin ausgesetzt war. Eine Erfahrung, die ihr Parteikollege Robert Habeck, anscheinend ebenfalls gemacht hat.
Besonders schockierend: Lang habe sogar Morddrohungen erhalten, in denen sie zugleich persönlich massiv attackiert worden sei. Eine schlimme Erfahrung. "Das sollte niemand aushalten müssen", erklärt die Ex-Vorsitzende der Grünen in der Talksendung eindringlich.
Zeit für sich – und neue Ziele
Ricarda Lang genießt jedoch nicht nur ihren beruflichen Neustart, auch die allgemeine Phase der Neuorientierung sei sehr wichtig für sie gewesen, um nach den Querelen der letzten Zeit wieder einmal richtig Luft zu holen.
"Ich genieße es, endlich Zeit für Gespräche zu haben und Bücherkisten in meiner neuen Wohnung auszupacken", verriet sie. Die Freiheit, sich ohne die Last eines Parteiamts auf ihre Gedanken und Projekte zu konzentrieren, scheint ihr gutzutun.
Ein neuer Kurs auch für Nouripour
Nicht nur Ricarda Lang hat sich nach dem Grünen-Vorsitz neu orientiert: Omid Nouripour, ihr früherer Co-Vorsitzender, hat inzwischen einen Posten als Nachhaltigkeitsbeauftragter beim Fußballverein Eintracht Frankfurt übernommen.
Diese Entscheidung rief Kritik durch einen Teil der Fans hervor. Dennoch betont Nouripour, weiterhin ein leidenschaftlicher Eintracht-Unterstützer zu sein.
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Verwendete Quellen:
Bild.de: Nach Aus als Grünen-Chefin: Neuer Job für Ricarda Lang
Zdf.de: Nach Rückzug aus Grünen-Spitze: Lang: Wie auf der "eigenen Beerdigung"