Der politische Ton wird rauer: Zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie dem CDU-Chef und Kanzlerkandidaten Friedrich Merz ist ein heftiger Streit entbrannt, der nun öffentlich eskaliert ist. In einem ZDF-Interview anlässlich der verlorenen Vertrauensfrage bezeichnete Scholz seinen politischen Kontrahenten herablassend als "Fritze Merz" und warf ihm vor, "Tünkram" zu reden. Merz und auch CSU-Chef Markus Söder reagierten prompt mit Gegenattacken. Damit wird deutlich: Der Weg in den vorgezogenen Bundestagswahlkampf 2025 wird von persönlichen Angriffen und scharfer Rhetorik geprägt sein.
"Fritze Merz erzählt gern Tünkram"
Der Eklat begann im ZDF-heute journal, als Kanzler Olaf Scholz in einem Interview mit Moderator Christian Sievers auf eine Aussage von CDU-Chef Friedrich Merz in Bezug auf die verlorene Vertrauensfrage reagierte. Merz hatte zuvor im Bundestag eine Geschichte erzählt, wonach ein EU-Regierungschef Scholz gebeten habe, auf einem Gipfel etwas zu sagen. Der Kanzler soll geantwortet haben: "Der Ministerpräsident hat ja auch nichts gesagt."
Scholz bestritt die Geschichte und konterte stattdessen mit einem scharfen Gegenangriff: "Fritze Merz erzählt gern Tünkram." Damit beleidigte er den CDU-Chef nicht nur durch die herablassende Verballhornung seines Namens, sondern bezeichnete seine Aussagen auch klar als "Unsinn" – "Tünkram" ist der entsprechende Begriff dafür aus dem Plattdeutschen. Auch wenn das mundartliche Wort ein wenig humorvoller klingt, zeigt Scholz mit dem Statement dennoch klare Kante.
Merz reagiert empört: "Ich verbitte mir das"
Die Antwort von Friedrich Merz ließ nicht lange auf sich warten. Im Anschluss an das Gespräch mit Scholz trat er selbst im ZDF-Interview auf und zeigte sich entrüstet: "Ich verbitte mir das, dass der Bundeskanzler mich in dieser Art und Weise persönlich bezeichnet und angreift."
Merz kritisierte Scholz für sein Verhalten scharf. Außerdem betonte er, dass der Kanzler zwar ständig von Respekt spreche, diesen aber selbst vermissen lasse: "In dem Augenblick, wo jemand anderer Meinung ist als er, hört sein Respekt eben auf." Der Kanzlerkandidat der CDU kündigte an, im Wahlkampf seinerseits auf einem sachlichen Niveau zu bleiben: "Wir führen einen Wahlkampf um die Sache und für einen Politikwechsel in Deutschland."
Reagierte Scholz nur auf eine Merz-Attacke?
Die scharfe Reaktion von Olaf Scholz kommt allerdings nicht aus dem Nichts: Friedrich Merz war den Kanzler zuvor in seinem eigenen Newsletter ebenfalls persönlich angegangen. Darin behauptete der CDU-Chef, Scholz sei auf europäischer Ebene isoliert und werde von anderen Staats- und Regierungschefs gemieden. Wörtlich schrieb Merz:
Man muss es leider so sagen: Die Mehrzahl der europäischen Staats- und Regierungschefs hat einfach keine Lust mehr, den deutschen Bundeskanzler zu treffen, der entweder stundenlang dasitzt oder belehrend die Welt erklärt.
Diese Spitze dürfte Scholz kaum unbemerkt geblieben sein und könnte erklären, warum der Kanzler im ZDF-Interview zur scharfen Gegenattacke ansetzte. Das politische Klima zwischen den beiden Spitzenpolitikern hat offenbar schon jetzt den absoluten Tierpunkt erreicht.
Söder legt nach: "Peinlichster Kanzler, den unser Land je hatte"
Der "Fritze Merz"-Affront von Scholz rief auch CSU-Chef Markus Söder auf den Plan. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Friedrich Merz zur Vorstellung des Wahlprogramms der Union für die Bundestagswahl 2025 legte Söder noch einmal nach: "Das war ein Zeichen von Hilflosigkeit, aber auch von Respektlosigkeit."
Söder ging dann allerdings noch weiter und zweifelte an der Vorbildfunktion des Kanzlers: "Scholz ist kein Vorbild mehr für die Demokratie. Das war schlichtweg peinlich. Er ist der peinlichste Bundeskanzler, den unser Land je hatte." Damit spielte Söder auch auf Scholz‘ vorherige Kritik am FDP-Vorsitzenden Christian Lindner an. Er hatte Lindner die "sittliche Reife" abgesprochen.
Ein Wahlkampf auf persönlicher Ebene?
Der verbale Schlagabtausch zwischen Scholz und Merz zeigt, dass die Auseinandersetzungen bereits früh in den Wahlkampfmodus übergehen. Was ursprünglich als politische Diskussion begann, entwickelt sich zusehends zu einem persönlichen Schlagabtausch zwischen den großen Parteien.
Der "Fritze Merz"-Eklat zeigt: Der Ton in der politischen Auseinandersetzung wird schärfer. Schon jetzt zeichnet sich damit ab, dass der Wahlkampf nicht nur um Inhalte, sondern auch um politische Stilfragen geführt wird – mit möglicherweise weitreichenden Folgen für das politische Klima in Deutschland.
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Verwendete Quellen:
Bild.de: Kanzler nennt den CDU-Chef „Fritze“: Respektlos-Angriff von Scholz auf Merz