Nach elf Jahren an der Spitze von Rheinland-Pfalz ist die beliebte Malu Dreyer (63) von ihrem Amt als Ministerpräsidentin zurückgetreten. Ihr Nachfolger ist der SPD-Politiker Alexander Schweitzer (50). In einem tief bewegenden Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" hat Dreyer nun die Gründe für ihren für viele überraschenden Abschied offengelegt.
Dreyers unerwartetes Geständnis
„Hab’ das nie erzählt“: Mit diesen Worten beginnt Dreyer ihr emotionales Geständnis. Die einst so kraftvolle Politikerinspricht von einer zunehmend unerträglichen Erschöpfung, die sie besonders während des Europawahlkampfes übermannte. „Das kannte ich so bislang nicht“, gesteht sie in dem Interview.
„Es gibt kaum freie Zeit, auch Urlaube wurden oft unterbrochen oder abgebrochen, weil sich in den vergangenen Jahren die Krisen verdichtet haben“, so Dreyer. Die Erschöpfung sei für sie ein neues, beängstigendes Gefühl gewesen. In ihrer Rücktrittsankündigung hieß es bereits, dass ihr zunehmend die Kraft fehle, um das anspruchsvolle Amt weiterhin auszufüllen
Malu Dreyer: Ihr Kampf gegen Multiple Sklerose
Doch nicht nur die schiere Erschöpfung brachte Dreyer an ihre Grenzen. Da ist auch noch die unheilbare Krankheit Multiple Sklerose (MS), an der die ehemalige Ministerpräsidentin leidet.
Insbesondere eine ernste Warnung ihres Therapeuten hätte sie zum Nachdenken gebracht: „Wenn ich über das Limit gehe, könnte das angesichts meiner Grunderkrankung ein Risiko sein.“ Diese Worte waren ein Weckruf für die Politikerin, die sich nie schonen wollte, doch jetzt umso mehr an ihre Gesundheit denken muss.
Politikerin - ein Leben ohne Pausen
Die Jahre als Ministerpräsidentin waren für Malu Dreyer eine unaufhörliche Hetzjagd. Sie schildert eindringlich den extremen Druck ihres Amtes. Der Terminkalender sei quasi rund um die Uhr vollgepackt gewesen, freie Wochenenden habe es so gut wie nie gegeben. Selbst die Sonntage boten kaum Ruhe, da auch an diesen Tagen Termine warteten.
Dreyer beschreibt sich selbst als „Langschafferin“, eine Frau, die oft bis zu 100 Stunden pro Woche arbeitete – etwas, das sie jedoch nie erzählt hat. Sie wollte nie den Eindruck erwecken, dass sie mit ihrer Arbeitslast prahlen würde. Nun musste sie aber schließlich die Notbremse ziehen, auch wenn es ihr schwerfällt.
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Verwendete Quellen:
Tagesschau.de: Rheinland-Pfalz: Malu Dreyer geht, Alexander Schweitzer kommt - Stabwechsel im Landtag
Sueddeutsche.de: „Ich gehe immer ans Limit mit meiner Kraft“