Während einer Rede bei einer Veranstaltung wurde Lindner Ziel eines Tortenwurfs, was sowohl in den Medien als auch in der Öffentlichkeit scharf verurteilt wurde. Auch der deutsche Bundeskanzler äußerte sich dazu.
Viele Politiker:innen verurteilen die Vorgehensweise
Am 9. Januar 2025 wurde der Politiker Christian Lindner (der bald Vater wird) während eines Wahlkampfauftritts in Greifswald von einer Aktivistin mit einer Torte aus Rasierschaum beworfen, wie u. a. die Bild berichtet. Die Angreiferin, eine Nachwuchspolitikerin der Linken, wollte damit gegen Lindners Politik protestieren.
Lindner, der in zweiter Ehe verheiratet ist, reagierte auf den Vorfall mit Humor und sagte: "Nächstes Mal nur bitte was vom Bäcker." Dennoch warf der Angriff Fragen zur Sicherheit bei öffentlichen Auftritten auf. In der Folge wurden die bestehenden Sicherheitsvorkehrungen überprüft und diskutiert, ob zusätzliche Maßnahmen erforderlich sind, um Politiker:innen vor ähnlichen Zwischenfällen zu schützen.
Der Vorfall löste eine breite öffentliche Debatte über die Angemessenheit solcher Protestformen aus. Politiker:innen verschiedener Parteien verurteilten die Aktion als unangemessene Grenzüberschreitung. Der Bundesgeschäftsführer der Linken, Janis Ehling, erklärte, dass Tortenwürfe nicht zur politischen Auseinandersetzung der Partei gehörten, relativierte jedoch den Vorfall gegenüber der Bild jedoch mit der Bemerkung mit folgenden Worten:
Allerdings glaube ich, dass es viele Menschen gibt, die lieber eine Torte abbekommen hätten als Lindners Politik.
Innenministerin Nancy Faeser bezeichnete den Angriff als "inakzeptabel" und unterstrich die Notwendigkeit, den respektvollen Umgang in politischen Debatten zu wahren. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz warnte vor einer Eskalation der Gewalt und forderte ein entschiedenes Vorgehen gegen solche Aktionen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach äußerte sich besonders besorgt, ging sogar in die Extreme. Er sagte dazu laut Welt:
Es fängt mit der Torte an und hört mit Steinen oder mit Sprengsätzen auf.
Auch Olaf Scholz fand kein Verständnis für den Vorfall, sagte laut Bild dazu:
Solche Aktionen sind ungehörig und gefährlich. Gut, dass Christian Lindner unverletzt geblieben ist und so souverän reagiert hat. Hier gilt die Solidarität unter Demokratinnen und Demokraten.
Wer steckt hinter dem Torten-Angriff?
Die Frau hinter dem Tortenwurf auf Christian Lindner soll Christiane K. sein. Laut der Webseite von Die Linke ist sie Lokalpolitikerin in Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist Mitglied des Kreisvorstands und verantwortlich für Veranstaltungen, die Homepage, Kommunalpolitik und Social Media.
In ihrer politischen Arbeit setzt sie sich anscheinend für soziale Gerechtigkeit und kommunale Anliegen ein. Sie engagiert sich aktiv in der lokalen Parteiarbeit und ist an der Organisation von Veranstaltungen beteiligt, die darauf abzielen, die Bürgerbeteiligung zu stärken und soziale Themen in den Vordergrund zu rücken.
Laut einem Bericht der Tagesschau sind zumindest innerhalb der Partei aufgrund des Vorfalls (noch) keine Konsequenzen gezogen worden. Daniel Seiffert, Linke-Kreisvorsitzender in Greifswald, dazu: "Ich bin kein Freund von Schnellschüssen. Ich werde zunächst einmal das Gespräch mit ihr suchen, um sie nach ihren Beweggründen zu befragen."
Der Fall Christian Lindner reiht sich in eine lange Liste von Politiker:innen ein, die bei öffentlichen Auftritten Opfer von Essenswürfen wurden – von Helmut Kohl über Joschka Fischer bis hin zu Emmanuel Macron.
Andere betroffene Politiker:innen
Nicht immer handelt es sich bei den geworfenen Gegenständen um Essen. Sind Lebensmittel allerdings im Spiel, scheinen Protestierende besonders gerne zu Eifern zu greifen.
Helmut Kohl (1991) – "Eierwurf von Halle"
Am 10. Mai 1991 wurde der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl während eines Besuchs in Halle (Saale) mit Eiern beworfen, wie der MDR berichtet. Der Vorfall ereignete sich während eines Spaziergangs durch die Innenstadt, wo Kohl von einer wütenden Menge empfangen wurde. Viele Menschen waren verärgert über die wirtschaftlichen Folgen der Wiedervereinigung und machten Kohl persönlich für die hohen Arbeitslosenzahlen und sozialen Umbrüche in den neuen Bundesländern verantwortlich. Der Eierwurf ging als Symbol für die wachsende Unzufriedenheit in Ostdeutschland in die Geschichte ein. Kohl selbst habe dazu gesagt:
Da ich nicht die Absicht habe, wenn jemand vor mir steht und mich bewirft, davonzulaufen, bin ich eben auf die zu und da stand ein Gitter dazwischen und das war von Nutzen – für wen habe ich nicht gesagt, das überlasse ich ihnen.
Trotz des Angriffs setzte Kohl seinen Besuch fort und versuchte, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Der Vorfall sorgte jedoch für breite mediale Aufmerksamkeit und wurde immer wieder als Beispiel für den schwierigen Transformationsprozess nach der Wiedervereinigung herangezogen. Der "Eierwurf von Halle" bleibt bis heute eines der bekanntesten Beispiele für politische Angriffe in der deutschen Geschichte.
Joschka Fischer (1999) – Farbbeutelwurf beim Grünen-Parteitag
Am 13. Mai 1999 wurde Joschka Fischer, damals Außenminister und Vizekanzler, während des Grünen-Sonderparteitags in Bielefeld laut RND von der heutigen Regisseurin Samira Fans mit einem Farbbeutel beworfen. Sie protestierte damit gegen die Zustimmung der Grünen zum Kosovo-Krieg, den Fischer als Teil der Bundesregierung mittrug. Der Farbbeutel traf Fischer am Kopf, wodurch er Verletzungen im Gesicht erlitt. Besonders markant war das Bild von Fischer mit blutigem Gesicht, das später in den Medien um die Welt ging.
Trotz der Verletzungen behielt Fischer die Fassung und setzte seine Rede fort. In seiner Ansprache verteidigte er die militärische Intervention im Kosovo als notwendig, um einen Völkermord zu verhindern. Der Farbbeutelwurf führte zu heftigen Diskussionen innerhalb der Grünen über die politische Ausrichtung der Partei und deren Umgang mit militärischen Einsätzen.
Emmanuel Macron (2021) – Ei-Angriff in Lyon
Am 27. September 2021 wurde der französische Präsident Emmanuel Macron während einer Messe in Lyon mit einem Ei beworfen. Der Angreifer, ein junger Mann, schleuderte das Ei in Richtung Macrons Kopf, doch das Ei prallte von Macrons Schulter ab, ohne zu zerbrechen. Sicherheitskräfte nahmen den Angreifer umgehend fest. Der Vorfall ereignete sich inmitten einer Zeit zunehmender Spannungen in Frankreich, insbesondere wegen der umstrittenen Corona-Politik und den sozialen Protesten der "Gelbwesten".
Macron reagierte auf den Angriff äußerst gelassen. Er forderte Ruhe und sagte laut Le Monde: "Wenn er mir etwas zu sagen hat, kann er kommen." Der Vorfall erinnerte an frühere Angriffe auf Macron, darunter ein Ohrfeigenangriff im Juni 2021 während eines Besuchs im Département Drôme. Beide Vorfälle lösten Diskussionen über die Sicherheit von Politiker:innen in Frankreich aus. Kritiker:innen warnten vor einer wachsenden Radikalisierung in der Gesellschaft und dem erhöhten Risiko für öffentliche Persönlichkeiten.
Ob Tortenwürfe, Eier oder Farbbeutel – diese Vorfälle verdeutlichen, dass politische Protestformen immer wieder die Grenze zum persönlichen Angriff überschreiten, weshalb der respektvolle Umgang in demokratischen Debatten umso wichtiger bleibt
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Verwendete Quellen:
Bild:„Lieber als Lindners Politik“: Linken-Spitze verharmlost Torten-Attacke
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Tagesschau: Linken-Mitglied attackiert Lindner mit Schaumtorte
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RND: 20 Jahre nach dem Farbbeutelwurf von Bielefeld: Keine Reue
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