Oliver Kahn ist in der Fußballwelt berühmt geworden als impulsiver, exzentrischer Spieler, der nicht davor zurückschreckt, seine eigene Meinung kundzutun. Mit atemberaubenden Paraden ist er zu seiner aktiven Zeit in die Torwart-Elite aufgestiegen und heute reiht er sich ein in die lange Liste legendärer deutscher Goalies.
Bayern-Keeper kämpft mit Depressionen
Was seinen Fans damals allerdings nicht aufgefallen ist: Hinter der Fassade kommen während seiner Zeit im Tor von Bayern München Selbstzweifel auf. Nach außen gibt sich Kahn zwar als unerschütterlicher Rückhalt seines Teams. Doch von der Öffentlichkeit unbemerkt hat er mit dem wachsenden Erfolgsdruck und den Anfeindungen des gegnerischen Publikums zu kämpfen.
Torwartfehler, wie sein Aussetzer im WM-Finale 2002, Deutschland gegen Brasilien, machen im zu schaffen. Er verfällt in eine Phase, die er in der Dokumentation "FC Bayern - Behind the Legend" als "Burnout" bezeichnet. "Mir schauten zwei Milliarden Menschen beim Versagen zu", erinnert er sich heute an das Spiel in Japan. Solche Momente ziehen ihn ein tiefes Loch: Kahn wird depressiv. Über dieses dunkle Kapitel in seinem Leben erzählt er heute:
Depressionen, Burnout, das sind ja alles Dinge, die irgendwo zusammenspielen. Wenn man die eigene Treppe zu Hause nicht mehr hochkommt, ohne dass man oben erschöpft umfällt, dann fängt man an, sich Gedanken zu machen.
Ausweg dank professioneller Hilfe
Hilfe organisiert damals sein Verein. Der FC Bayern verbindet Kahn mit dem Therapeuten Florian Halsboer. Gemeinsam erarbeiten sie sich den Ursprung des Burnouts, und wie man ihn überwinden kann.
Das hat ihm nicht nur dabei geholfen, privat wieder mit sich und der Welt im Reinen zu sein. Auch aus sportlicher Sicht verleiht ihm die Zusammenarbeit mit Halsboer das nötige Selbstvertrauen, um seiner Mannschaft auf dem Platz den Rücken freizuhalten.
Aufmerksamkeit schaffen
Seitdem hat sich Kahn zum Ziel gesetzt, auf das mitunter verschwiegene Problem der Depressionen aufmerksam zu machen. In dem er öffentlich über seine inneren Kämpfe spricht, möchte er andere ermutigen, sich ebenfalls Unterstützung zu holen und "neue Widerstandskraft zu entwickeln".
Heute ist der ehemalige Torhüter fest im deutschen Fußballkosmos etabliert. Als Bayern-Chef gibt er klar und eindeutig die Richtung vor, so wie seine Fans ihn von früher kennen und lieben gelernt haben.
Verwendete Quellen:
DPA: 'Kahn: Milliarden Menschen schauten mir beim Versagen zu'
Klatsch-Tratsch: 'Oliver Kahn über Depressionen: Das machte ihm besonders zu schaffen!'