Thomas Hitzlsperger verrät, was er heute über sein Coming-Out denkt

Thomas Hitzlsperger hat sich vor rund zehn Jahren als schwul geoutet – nach seiner aktiven Karriere. In einem Interview blickt er auf die vergangenen Jahre zurück.

Thomas Hitzlsperger, Coming-out vor zehn Jahren, das denkt er heute darüber
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Thomas Hitzlsperger, Coming-out vor zehn Jahren, das denkt er heute darüber

Thomas Hitzlsperger war ein erfolgreicher deutscher Fußballer, bevor er seine aktive Karriere im Jahr 2013 beendete. 2014 ging er dann mit einer großen Nachricht an die Öffentlichkeit: Als erster deutscher (Ex-)Profifußballer outete er sich als schwul. Seit dieser Zeit ist einiges passiert. Was sich für ihn verändert hat, hat er in einem Interview verraten.

Hitzlsperger über sein Coming-out: "Erinnere mich gerne an den Tag zurück"

Im Gespräch mit mit dem WDR/Der Tagesschau verrät der ehemalige Nationalspieler, dass er sein öffentliches Coming-out seither nicht bereut hat. Eher im Gegenteil:

Ich erinnere mich gerne an den Tag zurück. Es war aufregend. [...] Seither ist viel Gutes passiert und dafür bin ich ebenfalls sehr dankbar.

Der Prozess bis zur Bekanntmachung in der Öffentlichkeit sei lang und nicht gerade einfach gewesen. Dennoch sei er sehr froh, diesen Schritt gewagt und damals im Interview mit Zeit reinen Wein eingeschenkt zu haben. Und das nicht ganz ohne Hintergedanken – Thomas Hitzsperger wollte anderen damit Mut machen, wie er dem WDR erklärt:

Ich wollte eine Diskussion voranbringen über Homosexualität in der Gesellschaft, mit besonderem Augenmerk auf den Profi-Fußball. [...] Ich wollte klar machen: Man kann Homosexualität und Profifußball zusammenbringen, ich bin ein Beispiel dafür. Und im besten Fall gibt es Nachahmer, Leute, die sagen: Wenn der sich traut, dann traue ich mich auch.

Das Einzige, was er heute bedauert: Sich nicht früher getraut zu haben

Zeitgleich sei ihm natürlich bewusst, dass so ein großer Schritt nicht gerade leicht sei. Er selbst bedauert mittlerweile, sich nicht bereits während seiner Zeit als aktiver Spieler geoutet zu haben.

Dabei habe er sich mit vielen Menschen vorab beraten, als er sich selbst seiner Sexualität sicher war – und selbst nach seinem Karriereende hätten die meisten ihm eher davon abgeraten, sich öffentlich zu outen:

Ich habe viele Leute im Vorfeld gefragt und einige hatten Angst, dass der Druck zu groß wäre, und haben gesagt: Mach es nicht. Ich bin vor Veröffentlichung des Interviews zu einem Medienanwalt gegangen und auch der hat mir abgeraten. Er hat gesagt: Lassen Sie das, Sie werden dem Druck wahrscheinlich nicht standhalten. [...] Es wäre schön gewesen, ich hätte mich zu meiner aktiven Zeit getraut. Aber ich habe es später gemacht und auch das hatte eine Wirkung. Ich bin froh über diesen Schritt.

Umso mehr freut er sich über aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen – meistens

Im weiteren Gesprächsverlauf wird der einstige Bayern-Star auch auf aktuelle Entwicklungen in Sachen Diversität angesprochen. Grundsätzlich nehme er da sehr viele positive Veränderungen wahr, auch im Fußball. Doch zugleich gebe es auch einige Schattenseiten:

Ich nehme wahr, dass viele Vereine und Verbände in Deutschland und im Ausland sehr wohl erkannt haben, dass Vielfalt etwas Positives ist [...]. Erfreulich ist, dass sich politisch einiges verändert hat, Stichwort 'Ehe für alle'. Andererseits ist die Entwicklung in der Gesellschaft nicht linear. Das Klima hat sich wieder verändert, es gibt offenen Hass, vor allem in den sozialen Netzwerken. Und das bereitet mir schon Sorge. Deswegen ist es notwendig, immer wieder seine Stimme zu erheben, sich zur Wehr zu setzen.

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Verwendete Quelle:

WDR/Tagesschau: Hitzlsperger über sein Coming-out: "Es gibt allen Grund, sich zu trauen"

Heide Ecker-Rosendahl: Die Olympia-Legende von 1972 arbeitete lange als Sport-Dozentin Heide Ecker-Rosendahl: Die Olympia-Legende von 1972 arbeitete lange als Sport-Dozentin