Wolfgang Grupp: "Pauschal wäre im Krankheitsfalle 80 % Lohnfortzahlung immer richtiger"

Wolfgang Grupp ist dafür bekannt, ohne Umschweife seine Meinung zu äußern - auch wenn diese mitunter kontrovers aufgenommen wird. In seinem Podcast Mal Grupp gesagt äußert er sich jetzt zum Thema Krankschreibung und Lohnfortzahlung.

Wolfgang Grupp, Lohnfortzahlung, Krankenstand, Mitarbeiter, Unternehmen, Krankschreibung
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DIE BEKANNTESTEN SPRÜCHE VON WOLFGANG GRUPP

Unternehmer Wolfgang Grupp (der einen durchaus erfolgreichen Bruder mit sicherlich ähnlichen Ansichten hat) mag die Unternehmensleitung vor einer Weile zwar an seine Kinder abgegeben haben, bleibt aber auch im Ruhestand alles andere als untätig. Der 82-Jährige ist durchaus noch zu Gast in Talkshows und hat - ganz modern - auch seinen eigenen Podcast. In der letzten Ausgabe verrät er unter anderem, was er über den hohen Krankenstand in deutschen Firmen denkt.

Grupp hat durchaus Verständnis für Menschen, die krank sind

Im Gespräch mit Reinhold Böhmer, dem Chefredakteur von Greenspotting, spricht dieser Grupp darauf an, wie sein Unternehmen mit Krankmeldungen von Mitarbeitenden umgeht und was er selbst davon hält, wenn sich diese z. B. nach einer durchzechten Nacht dank ihres Arztes oder ihrer Ärztin eine kleine "Auszeit" gönnen. Grupp dazu:

Ich habe immer gesagt: Wenn einer bei uns schwer krank ist oder einer eine gewisse Krankheit hat, kriegt er von mir auch ein Schreiben, dass wir ihm baldige Genesung wünschen und alles. Also wir wollen, dass die, die echt krank sind, dass die genesen. Aber die Scheinkranken, die eine Grippewelle nutzen würden, da müssen wir dagegen vorgehen, weil das nicht in Ordnung ist. Das verlangen auch unsere Mitarbeiter.

Als Gegenvorschlag rät er den "Scheinkranken" deshalb dazu, lieber einen Urlaubstag einzureichen. Auch zum Thema Lohnfortzahlungen hat Grupp einiges zu sagen.

"Nicht wegen jeder Kleinigkeit krank machen"

In dem Podcast kommen die Gesprächspartner auch auf Allianz-Chef Oliver Bäte zu sprechen, der Anfang des Jahres behauptet hatte, dass "Deutschland mittlerweile Weltmeister bei den Krankmeldungen" sei, so der WDR. Im Zuge dessen hatte er die Idee ins Rollen gebracht, einen Karenztag einzuführen. Bedeutet: Wer am ersten Tag krank ist, bekommt für den Fehltag auch kein Gehalt. Ganz abgeneigt scheint Grupp diesem Ansatz gegenüber nicht zu sein.

Als es um den Krankenstand bei Trigema geht, zeigt sich, dass die durchschnittlichen Krankheitstage unter dem bundesdeutschen Durchschnitt liegen. Der Krankenstand im Jahr 2023 hätte z. B. bei 5,1 % gelegen, im Jahr darauf bei 5,0 %. Aber auch diese Zahlen scheinen in der Vergangenheit noch beeindruckender gewesen zu sein. Grupp:

Ich muss dazu sagen, als wir 80 % Lohnfortzahlung hatten in den 90er Jahren, da war der Krankenstand 3,3 %, 2,7 % oder 2,8 % und das spricht ja dafür, dass wenn der Mitarbeiter 20 % selber bezahlen muss, dann ist er verantwortungsvoller und sagt 'Nee, ich kann das machen, ich bin so krank nicht.' Das heißt nicht, dass er dann im Prinzip sich zur Arbeit schleppen muss, das verlangt ja keiner. Aber dass er nicht wegen jeder Kleinigkeit krank macht.

Wer krank sei, müsse sich natürlich erholen können, das räumt Grupp (der sich auch schon zum Thema Familie öffentlich geäußert hat) ein. Gegen einen gewissen Lohnabzug scheint er aber trotzdem nicht zu sein und sagt dazu:

Ich kann jetzt nicht sagen 'Da bin ich dafür'. Wenn das einer ist, der schwer krank ist, dann ist das natürlich schwierig zu sagen 'Das ist richtig', obwohl ich natürlich sage: Pauschal wäre natürlich im Krankheitsfalle 80 % Lohnfortzahlung immer richtiger, weil ich sage 'Er braucht ja weniger, er geht nicht aus, wenn er im Bett ist, hat er weniger Kosten'.

Mit Krankmeldungen ist bei Trigema also wohl eher nicht zu spaßen. Böhmer erinnert sich sogar noch an eine Anekdote, die dies so ziemlich unter Beweis stellt. Als eine Dame in der Probezeit einmal für zwei Wochen im Krankenstand gewesen sei, habe Grupp ihr kurzerhand gekündigt, der zuständige Arzt zudem einen Brief von Grupp erhalten, in dem er dem Mediziner vorwarf "die Frau leichtfertig" krankgeschrieben zu haben.

Mitarbeiter:innen, die Loyalität zeigen, scheinen aber das vollste Vertrauen ihres Arbeitgebers zu genießen. Das Betriebsklima in Burladingen scheint - vielleicht mit seltenen Ausnahmen - generell eher gut zu sein. In dem Gespräch wird nämlich auch klar: Der Textilhersteller legt offenbar großen Wert auf das Wohlergehen seiner Mitarbeitenden, die sich sichtlich wertgeschätzt fühlen.

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Verwendete Quellen:

WDR: Deutschland als "Weltmeister bei Krankmeldungen": Stimmt das?

Trigema: Mal Grupp gesagt - Krankmeldungen und Arbeitsmoral

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