Ein Urgestein des französischen Kinos, einer der größten Schauspieler, die Frankreich je gesehen hat - in seiner rund sechzigjährigen Karriere hat Alain Delon alles erreicht, was er sich vorgenommen hatte: Er ist zur Legende geworden. Seit seinem Tod im Alter von 88 Jahren am Sonntag, den 18. August 2024, singen die meisten Presseartikel hauptsächlich Lobeshymnen über den berühmten Schauspieler. Ebenso kommen interessante Geschichten aus seinem Leben ans Licht. So etwa über sein Liebesleben - der Schauspieler hatte eine kurze Liebesgeschichte mit Romy Schneider - oder auch über einen kuriosen letzten Wunsch des Akteurs, laut dem er angeblich mit seinem Hund beerdigt werden will.
Aber einige haben dennoch auch fragwürdigere Geschichten von Alain Delon im Gedächtnis behalten, der im Laufe der Jahre aufgrund seiner polemischen Äußerungen regelmäßig als reaktionär, frauenfeindlich, rassistisch, faschistisch oder homophob bezeichnet wurde. Von seiner offenen Unterstützung für seinen guten Freund Jean-Marie Le Pen über seine Äußerungen zu häuslicher Gewalt bis hin zu seiner Haltung zur Homoparentalität oder zum Feminismus - hier nun einige der am häufigsten verschwiegenen, kontroversen Geschichten des berühmten Schauspielers.
Alain Delons Aussage über häusliche Gewalt
„Acht gebrochene Rippen und eine zweimal gebrochene Nase. Hat sie das alles verdient?“ Diese Äußerungen machte Alain-Fabien Delon, der jüngste Sohn des Stars, im Februar 2013 in der Zeitschrift Vanity Fair Italia. Darin sprach er über die häusliche Gewalt, die seine Mutter, Rosalie van Breemen, während seiner Kindheit erlitten hatte. Diese Enthüllungen wurden von seinem Vater Alain Delon sofort dementiert, finden aber ein trauriges Echo in seinen eigenen Worten, die er fünf Jahre später gegenüber Catherine Ceylac in der französischen Sendung "Thé ou café" äußerte:
Machistisch? Das kommt darauf an, was Sie als machistisch bezeichnen. Wenn eine Ohrfeige machistisch ist, ja, dann muss ich machistisch gewesen sein. Aber ich habe auch selbst Ohrfeigen bekommen, sogar von Frauen!
Alain Delon über den Feminismus
Als Kind einer „anderen Generation“, die in einem äußerst ausgeprägten Patriarchat aufgewachsen ist, hat Alain Delon nie einen Hehl aus seinem Unverständnis für die Kämpfe des Feminismus gemacht. "Immer mehr Frauen wurden zu Männern. Die Frauen haben für ihre Rechte gekämpft, sie haben bekommen, was sie wollten, sehr gut. Aber warum gehen sie so weit, sich wie Männer zu verhalten, warum wollen sie ihnen ähnlich sein? Ich verstehe das nicht“, fragte er sich im Juli 2013 in der französischen Zeitung Le Figaro und beklagte den Niedergang "männlicher Vorbilder" in der Gesellschaft und im Kino. Und auf die Frage unserer Kolleg:innen, ob er "versteht, dass die Frauen ihre Rechte fördern wollten", antwortete Delon: "Ich verstehe das natürlich, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Man muss auf die Grenzen achten, auf das Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen".
Alain Delon über die Adoption von Kindern in homosexuellen Ehen
Ebenfalls gegenüber der Zeitschrift Figaro sprach Alain Delon 2013 zum Thema Frauen von "weniger definierten Rollen, [die] sich manchmal sogar umgekehrt haben, wie beispielsweise mit dem Vaterschaftsurlaub". Der damals 77-jährige Schauspieler sah darin einen Zusammenhang mit Homosexualität die er nur schwer akzeptieren könne, vor allem aber auch mit der gleichgeschlechtlichen Elternschaft.
Und dann scheint man zu unterstellen, dass es das Gleiche ist, ob man nun mit jemandem des anderen oder des gleichen Geschlechts zusammen ist. Das ist schlimm! Ich bin nicht gegen die Homo-Ehe, das ist mir völlig egal, aber ich bin gegen die Adoption von Kindern. Man wird mir wieder sagen, dass ich mich anpassen und mit der Zeit gehen muss. Nun, ich lebe sehr schlecht in dieser Zeit, die das, was unnatürlich ist, banalisiert. Auch wenn ich damit als alter Sack dastehe, schockiert mich das dennoch!
Einige Monate später, als Alain Delon in der Sendung "C à vous" auf dem französischen Sender France 5 zu diesem Interview befragt wurde, blieb er dabei:
Es gibt keinen Unterschied mehr, es gibt jetzt keinen Respekt mehr. Es tut mir leid, dass ich das sagen muss. Ich habe nichts gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen, aber für mich ist das unnatürlich. Wir sind hier, um eine Frau zu lieben, um eine Frau zu umwerben, nicht um einen Kerl aufzureißen oder von einem Kerl aufgerissen zu werden.
Seine eigene Tochter, Anouchka Delon, hatte sich in den sozialen Netzwerken schnell von diesen Äußerungen distanziert. Seine Worte hatten dazu geführt, dass der Schauspieler 2019 Gegenstand einer Petition der feministischen Vereinigung Women in Hollywood wurde, nachdem er für die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes nominiert worden war.
Alain Delons Freundschaft zu Jean-Marie Le Pen
"Man wollte mir das Etikett 'rechtsextrem' anheften, weil ich erzählt habe, dass ich seit der Armee mit Le Pen befreundet bin. Nein, ich bin [einfach nur] rechts, Punkt", erklärte Alain Delon in einem Interview mit Le Journal du dimanche im Mai 2019.
Doch in den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Schauspieler in Bezug auf seine politischen Positionen sehr wenig zweideutig gezeigt. Als ihn L'Express 1977 als "Mann der Ordnung" bezeichnete, zögerte Alain Delon nicht, zu korrigieren: "Faschist, sagen wir das Wort. Ich bin zutiefst antikommunistisch, das ist alles. Sobald man etwas sagt, wird man etikettiert. Also gut, ich bin Faschist, wenn Sie wollen, dann ist das eben so."
Zu dieser Zeit begann die Partei von Jean-Marie Le Pen zu wachsen. Und obwohl er nie dazu aufgerufen hatte, für den Front National zu stimmen, bezeichnete sich Alain Delon als "Herrn Le Pen sehr zugetan", den er seit ihrer Begegnung während des Indochinakriegs als "Freund" bezeichnete. Im Jahr 1984 meinte er gegenüber Paris Match, dass man seinem Soldatenkameraden "mindestens drei Dinge zugestehen" müsse: "Er ist sympathisch. Er sagt laut Dinge, die andere kaum wagen, leise zu sagen. Er spricht anders."
"Ich stimme ihm zu, ich pushe ihn und verstehe ihn sehr gut", erklärte der Schauspieler außerdem in einem Interview mit der Schweizer Zeitung Le Matin im Oktober 2013 über den "sehr wichtigen Platz", den der FN auf dem politischen Parkett Frankreichs eingenommen hat. In der Folge musste er seinen Vorsitz in der "Miss-France"-Jury abgeben, nachdem Sylvie Tellier, die damalige Leiterin des Schönheitswettbewerbs, ihn öffentlich ermahnt hatte.
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Verwendete Quellen:
SRF: "Ehrenpalme für Alain Delon - Ikone mit Schattenseiten"
Thé ou café (Youtube): "Alain Delon - Intégrale du 24/11/2018 - Thé ou café"
Le Figaro: "Alain Delon: 'Il n'y a plus de modèles masculins'"
BFMTV: "Sympathie pour Jean-Marie le Pen, homosexualité "contre-nature"... Quand Alain Delon faisait polémique"
Aus dem Französischen übersetzt von Femme Actuelle