Reich wie Krösus oder wie Crassus? Während der sagenhafte Reichtum des ersten – ein lydischer König des 6. Jahrhunderts v. Chr. mit goldreichen Landen – von Herodot ausgeschmückt wurde, war der des zweiten durchaus real. Marcus Licinius Crassus (115–53 v. Chr.) bereicherte sich eifrig durch die sogenannten Proskriptionen: Er ließ die politischen Gegner Sullas, des damaligen Machthabers in Rom, enteignen – ohne Gerichtsverfahren. Zudem kaufte Crassus eingestürzte oder abgebrannte Häuser zu Schleuderpreisen, ließ sie mithilfe seiner zahlreichen Sklaven instand setzen und verkaufte sie mit sattem Gewinn weiter.
Vor der industriellen Revolution galt reich sein – mit wenigen Ausnahmen wie einigen Kaufleuten und Händlern – lange Zeit als Synonym für Adel, wie Fabrice d’Almeida in seiner Weltgeschichte der Reichen (Plon Verlag) schreibt. Der bretonische Baron Alain le Roux (ca. 1040–1093) ist ein typisches Beispiel: Als Vertrauter von Wilhelm dem Eroberer erhielt er im Zuge der Eroberung Englands nicht weniger als 440 Herrschaften – seine Einkünfte waren also astronomisch.
Doch in den folgenden Jahrhunderten änderte sich das Spiel: Nun gründeten Männer ihr Vermögen zunehmend auf Geschäftssinn und Unternehmergeist.
Die Sklavenhändler
Antoine Crozat – der reichste Mann Frankreichs im 18. Jahrhundert
"Krösus Crozat" – so nannte Voltaire Antoine Crozat (1655–1738), und das nicht ohne Grund. Der Mann machte sein Vermögen mit dem Dreieckshandel, finanzierte den Bau des Élysée-Palastes und war zeitweise sogar Eigentümer von Louisiana. Großzügigkeit gehörte allerdings nicht zu seinen Tugenden: Im Jahr 1713, mitten in einer Hungersnot, als ihn die Obrigkeit bat, den Armen zu helfen, soll er ihnen absichtlich verdorbene Lebensmittel geliefert haben.
Mansa Moussa – der reichste Mann aller Zeiten
Das Vermögen von Mansa Moussa (1312–1337) ist mit nichts zu vergleichen – er gilt als der reichste Mensch der Geschichte, wie u. a. der Rhein-Main Kurier berichtet. Im 14. Jahrhundert betreibt der Kaiser von Mali Sklavenhandel und nutzt die reichen Gold- und Salzvorkommen seines Reiches. 1324 begibt er sich auf die Pilgerreise nach Mekka – begleitet von einer Karawane mit 60.000 Männern. Selbst seine Sklaven sind in feinste Seide gekleidet, und die Kamele tragen Kilo um Kilo Gold. Überliefert ist, dass er an jedem Freitag unterwegs eine Moschee errichten ließ – dort, wo immer er sich gerade aufhielt.
Die Industrie-Genies
John Rockefeller – der erste Milliardär der Neuzeit
Schon als Kind kaufte John Rockefeller (1839–1937) Süßigkeiten beim Krämer, um sie mit Gewinn an seine Freunde weiterzuverkaufen – ein geschäftstüchtiger Junge mit Weitblick. Während des Sezessionskriegs verdiente er zunächst am Handel mit Agrarprodukten, doch bald erkannte er das gewaltige Potenzial des entstehenden Ölmarkts. Mit nur 26 Jahren leitete er bereits die größte Raffinerie in Cleveland, wo er auf jeden Cent achtete.
Rockefeller schluckte einen Konkurrenten nach dem anderen – teils über Strohmänner –, und gehörte zu den Ersten, die Trusts nutzten, um ihre weit verzweigten Interessen zu bündeln und abzusichern. Ergebnis: 1913 verfügte er über ein Vermögen, das heute laut VermögensMagazin rund 23 Milliarden Dollar entspräche – und es sollte noch weiter wachsen.
Andrew Carnegie – das größte Stahlimperium der Welt
Einige Jahre vor Rockefeller landete ein anderer Wirtschaftspionier einen sagenhaften Coup: Andrew Carnegie (1835–1919). Im Jahr 1901 verkaufte er sein Unternehmen – für eine Summe, die heute etwa 17 Milliarden Dollar entspräche.
Seine Erfolgsgeschichte beginnt bescheiden: Als einfacher Textilarbeiter bildet er sich autodidaktisch in öffentlichen Bibliotheken weiter. Nach frühen Investitionen in Bergwerke und Öl setzt er auf den Eisenbahnbau – ein Geschäft, das er als revolutionär für Amerika erkennt. Sein Erfolgsrezept: Schienen in großer Menge und zu niedrigen Kosten produzieren. Carnegie glaubte an die Zukunft des Stahls – und errichtete das größte Stahlimperium der Welt.
Aristoteles Onassis – der steinreiche griechische Reeder
Auch der Reeder Aristoteles Onassis (1906–1975), geboren im Osmanischen Reich, zeichnete sich durch seine frühe Geschäftstüchtigkeit aus. Lange bevor er zur Ikone der High Society wurde und mit Maria Callas sowie Jackie Kennedy Schlagzeilen machte, begann er in den 1920er-Jahren in Argentinien damit, türkischen Tabak zu importieren und zu Zigaretten zu verarbeiten. Mit dem schnell verdienten Kapital erkannte er das enorme Potenzial der Schifffahrt und investierte in alte Frachtschiffe – unter panamaischer Billigflagge. Der große Durchbruch kam, als Ölriesen wie Mobil und Texaco auf seine Dienste zurückgriffen – und Onassis' Vermögen war gemacht.
Die Meister des Geldes
Jacques Cœur – Großargentier des Königs von Frankreich
Jacques Cœur (ca. 1395–1456) hat niemals in dem prächtigen Palast gewohnt, den er sich in Bourges erbauen ließ. Wegen Unterschlagung und anderer Vergehen angeklagt, starb er im Exil auf der griechischen Insel Chios. Der Aufstieg des Mannes, der die Enkelin des Münzmeisters von Bourges heiratete, war ebenso rasant wie sein Sturz tief war.
Als Initiator eines lukrativen Handels mit Luxusgütern aus dem Vorderen Orient nutzte er die Gelegenheit, Gold gegen Silber einzutauschen – ein im Osten selteneres Gut. Er wurde Münzmeister in Paris und später Großargentier unter Karl VII., wobei er seine Einnahmequellen stetig ausbaute. Als Steuerinspektor für die Salzsteuer in Languedoc legte er die Höhe der Abgaben fest – und kassierte Schmiergelder. Ein unverzichtbarer Finanzier der Großen des Reiches… natürlich mit Zinsen!
Jakob II Fugger – der reichste Bankier Europas im 16. Jahrhundert
Eine strenge Buchführung machte Jakob II. Fugger (1459–1525) zum reichsten Bankier Europas seiner Zeit. Er überwachte persönlich die Buchhaltung all seiner Filialen und untersagte seinen Angestellten strikt, auf eigene Rechnung Geschäfte zu machen. Sein Vermögen war so gewaltig, dass er laut Welt sogar die Wahl Karls V. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches mitfinanzierte – durch den gezielten Kauf von Stimmen. Als Gegenleistung erhielt er das Recht, Münzen zu prägen und Ablassbriefe zwischen Deutschland und Rom zu verkaufen – natürlich gegen üppige Provisionen.
Nathan Rothschild – der Begründer des Rothschild-Imperiums
Von Forbes als einer der einflussreichsten Geschäftsleute der Geschichte bezeichnet, begann Mayer Amschel Rothschild (1744–1812) mit dem Verkauf von Münzen und Medaillen an Wilhelm IX. von Hessen-Kassel – und wurde bald dessen Vermögensverwalter. Doch es war sein Sohn Nathan, der die Dynastie zur Legende machte – mit einem spektakulären Coup. 1815, nach der Schlacht von Waterloo, erfuhr Nathan noch vor allen anderen von Napoleons Niederlage.
"Er begann sofort, in großem Stil Staatsanleihen zu kaufen", schreibt Tristan Gaston-Breton in Die Saga der Rothschilds (Texto Verlag). Nathan wettete auf den endgültigen Sieg der Briten – zu einem Zeitpunkt, als der Ausgang des Krieges noch ungewiss war. In der Erwartung, dass die Staatskredite bald wieder steigen würden, kaufte er Anleihen zu Schleuderpreisen. Und es ging auf: Er erzielte einen Gewinn von 40 Prozent.
Das Händchen fürs Geschäft
Stephen Girard – ein Pionier des American Dream
Stephen Girard (1750–1831) gilt als einer der Wegbereiter des amerikanischen Traums. Auf seinem Familiengrab ist zu lesen: "Stephen Girard, weltweit reicher Bankier." Der gebürtige Étienne Girard kam aus einfachsten Verhältnissen. Als Jugendlicher verließ er Bordeaux, um als Schiffsjunge zur See zu fahren. Später wurde er Kapitän und ließ sich 1776 in Philadelphia nieder. Durch kluge Geschäfte, insbesondere im Handel mit China, häufte er ein beträchtliches Vermögen an – und gründete schließlich eine Bank, die seinen Namen trug. Man sagt, dass er 1812 die Vereinigten Staaten vor dem finanziellen Ruin bewahrte, als sie durch den Krieg gegen England schwer angeschlagen waren.
Alexander Turney Stewart – der Erfinder des Versandhandels
Auch er lebte den American Dream. Im 19. Jahrhundert wanderte Alexander Turney Stewart (1803–1876) aus Irland nach New York aus und eröffnete dort ein Stoffgeschäft. Er erfand das Konzept des Department Stores – eines Kaufhauses, in dem es alles zu kaufen gibt. Außerdem gilt er als Pionier des Versandhandels. Stewart war ein großzügiger Mann: In seinem Testament bedachte er seine sechs treuesten Angestellten, die ihn bereits beim Aufbau seines Unternehmens begleitet hatten.
Basil Zaharoff – der größte Waffenhändler seiner Zeit
Basil Zaharoff (1849–1936) starb im Alter von 87 Jahren eines friedlichen Todes – obwohl sein Geschäft, der Waffenhandel, darauf ausgerichtet war, Leben zu verkürzen. In seiner Jugend trieb er sich in den dunklen Gassen von Konstantinopel herum, arbeitete als Aufseher in einem Bordell und betrog Touristen. Später stieg er zum gefürchteten Waffenhändler auf und galt als Inbegriff des Kriegsgewinners, der an europäische Länder Waffen verkaufte – auch wenn sie gegeneinander kämpften. In seinen letzten Jahren zeigte er sich romantisch: Er versuchte, den Felsen von Monaco den Grimaldis abzukaufen, um ihn seiner Angebeteten zu schenken.
Die reichsten Frauen der Geschichte – wer waren sie?
Lange Zeit wurden Frauen vor allem durch Erbschaften reich – Reichtümer, die sich ihre Ehemänner häufig schnell einverleibten. Doch 2016 identifizierten amerikanische Historiker:innen und Ökonom:innen Kleopatra, Isabella von Kastilien und Katharina II. von Russland als drei der reichsten Frauen der Weltgeschichte.
Eine wahre Selfmade-Millionärin war jedoch Madam C. J. Walker (1867–1919) – die erste Amerikanerin, die allein durch eigene Arbeit ein Vermögen machte. Als Tochter ehemaliger Sklaven entwickelte und vertrieb sie Haarpflegeprodukte für schwarze Frauen – zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ihr Kosmetik-Imperium beschäftigte tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den gesamten Vereinigten Staaten.
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Verwendete Quellen:
Rhein-Main Kurier:Mansa Musa Vermögen: Das Geheimnis des reichsten Königs in der Geschichte
VermögensMagazin: Vermögen der Familie Rockefeller
Welt: Wie kauft man sich Kaiser? Jakob Fugger wusste es
Aus dem Französischen übersetzt von Ça m'intéresse