Die Queer Palm: Das steckt hinter der wenig bekannten Auszeichnung von Cannes

Die Queer Palm ist eine Auszeichnung der Internationalen Filmfestspiele von Cannes, die um einiges weniger bekannt ist als ihre glorreiche große Schwester, die Goldene Palme. Wir haben euch die wichtigsten Informationen zusammengestellt.

Die Queer Palm: Das steckt hinter der wenig bekannten Auszeichnung von Cannes
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Die Queer Palm: Das steckt hinter der wenig bekannten Auszeichnung von Cannes

Mit der beim breiten Publikum weniger bekannten Queer Palm werden bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes die Filme ausgezeichnet, die sich auf herausragende Weise LGBT-Themen annehmen. Sie wird nun schon zum zehnten Mal verliehen. Die Leitung der Jury der sich mit der Thematik sexueller Minderheiten befassenden Kategorie hat dieses Jahr die französische Schauspielerin Virginie Ledoyen.

2010: Die Entstehungsgeschichte der Queer Palm

Die Idee zu diesem Wettbewerb des Festivals ist einem Journalisten namens Franck Finance-Madureira zu verdanken. Dieser begeisterte sich 2006 für den Film Shortbus von John Cameron Mitchell, in dem es um ein schwules Paar und seine sexuellen Beziehungen verschiedenster Art ging. Das brachte ihn auf die Idee, sich mit diesen fantastischen Filmproduktionen zu befassen, die oft abseitsstehen und keinerlei Chance auf eine Auszeichnung haben. Zur Verleihung der ersten Queer Palm kam es dann 2010. Es sollten damit Filme geehrt werden, die sich mit der Thematik sexuell anders veranlagter Personen und der unterrepräsentierten LGBT-Gemeinschaft beschäftigen, die bisher von der Filmindustrie vernachlässigt worden sind. Wie im Wettbewerb des großen Filmfestivals werden auch hier die Filme einer Jury präsentiert, die dann zunächst eine Auswahl trifft und dann zwei davon mit einer Queer Palm auszeichnet, einen Langfilm und einen Kurzfilm. Den Vorsitz der Jury hat dieses Jahr die französische Schauspielerin Virginie Ledoyen.

Eine verkannte Zeremonie

Die Queer Palm steht vom ersten Moment an abseits des großen Rummels der großen und glorreichen Internationalen Filmfestspiele von Cannes. Sowohl die Ernennung als auch die Zeremonie stehen im Schatten und bleiben verkannt. 2012 entbrennt sogar eine öffentliche Auseinandersetzung um die Verleihung, als der kanadische Regisseur Xavier Dolan sich weigert die Auszeichnung entgegenzunehmen, weil er nicht als gesellschaftlicher Außenseiter dastehen will.

Und noch etwas, das die meisten nicht wissen: Die für die Zeremonie zur Auswahl stehenden Filme werden alle auch in den anderen Kategorien des Filmfestivals projiziert.

Sind LGBT-Filme in Cannes unterrepräsentiert?

Alle Jahre wieder werden Stimmen laut, die kritisieren, dass sich das große Filmbranchen-Event nicht genug für Filme mit queeren Inhalten befasse und homophobe Prominente ins Rampenlicht stelle, wie dieses Jahr den französischen Schauspieler Alain Delon, dem ein Ehrenpreis sicher steht. Natürlich ist Alain Delon für seine legendären Rollen bekannt, doch nicht nur das. Leider auch für seine homophoben und sexistischen Ausfälle.

Nichtsdestoweniger bekommt im letzten Jahr ein sich Aids und seinen Auswirkungen in der homosexuellen Szene befassender Film, 120 battements par minute (120 Schläge pro Minute), von Robin Campillo den Großen Preis der Jury verliehen. Der Langfilm erhält 2018 den César als Bester Film sowie die Queer Palm.

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