Spätestens seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ist der Name Sergej Schoigu vielen ein Begriff. Der russische Verteidigungsminister zählt zu den engsten Vertrauten Putins und hat es geschafft, sich mithilfe von guten Kontakten in der Regierung hochzuarbeiten. Doch sein Profil entspricht so gar nicht dem der anderen Marionetten des Präsidenten.
Geboren 5000 Kilometer von Moskau entfernt
Schoigu kommt 1955 in einer kleinen Stadt in Sibirien in einfachen Verhältnissen zur Welt. Sein Vater betreibt eine Regionalzeitung und ist nebenbei auch politisch aktiv. Anstatt für seine akademische Laufbahn nach Moskau zu gehen, macht Sergej als junger Mann einen Abschluss in Bauingenieurwesen am Polytechnischen Institut in Krasnojarsk.
In dieser Branche arbeitet er danach zunächst auch. Er beweist Talent und übernimmt immer höhere Positionen in Firmen. Schließlich entscheidet er sich, wie sein Vater sein Glück in der Politik versuchen zu wollen. Er zieht nach Moskau und wird zum Leiter des Staatlichen Architektur- und Baukomitees.
Enger Freund der russischen Präsidenten
Nach dem Zerfall der Sowjetunion macht Schoigu Gebrauch von seinem guten Verhältnis zum neuen Präsidenten Russlands, Boris Yeltsin. 1994 wird er Minister für Zivilschutz, Notstandssituationen und die Beseitigung der Folgen von Naturkatastrophen. Seit dieser Ernennung ist er bis heute ein permanentes hohes Mitglied der Regierung des Landes geblieben.
Zu seinem Glück kann er sich später mit einem weiteren Präsidenten anfreunden, nämlich mit Wladimir Putin. Seine enge Beziehung zu ihm bringt Schoigu 2012 Position des Verteidigungsministers der Russischen Föderation ein.
Keine militärische Erfahrung
Für Außenstehende kommt diese Entscheidung sehr überraschend. Nicht nur stammt Schoigu - anders als ein Großteil der Regierungsmitglieder und engster Putin-Vertraute - nicht aus der Moskauer Elite und hat keinen KGB-Hintergrund. Dazu kommt, dass er keine militärische Erfahrung hat und somit komplett unterqualifiziert für seine neue Rolle ist.
Im Laufe des Ukraine-Krieges scheint sich seine Unfähigkeit dann langsam gezeigt zu haben. Wie ntv berichtet, hat der britische Geheimdienst herausgefunden, dass sich hohe Generäle der russischen Armee Schoigus Befehlen widersetzen und sie jeglichen Respekt für ihren Vorgesetzten verloren haben.
Schoigu, der noch Anfang dieses Jahres einen mysteriösen Herzinfarkt erlitten hat, ist lange als potentieller Nachfolger Putins gehandelt worden. Immerhin gehen die beiden oft gemeinsam in Sibirien fischen. Doch nach den schweren Rückschlägen in der Ukraine scheint dies zunehmend unwahrscheinlicher.
Verwendete Quellen:
ntv: 'Ist Schoigu der Nächste auf Putins Abschussliste?'
Business Insider: 'How Sergei Shoigu went from Putin's wilderness bestie to the scapegoat for Russia's failures in Ukraine'
Zeleb.es: 'Das ist Sergei Schoigu, Russlands Verteidigungsminister und möglicher Nachfolger von Putin'