Noch bleibt Donald Trump eine kleine Schonfrist: Bevor der eigentliche Strafprozess gegen den Ex-Präsidenten starten kann, muss zwölf unparteiische Geschworene und sechs Ersatz-Geschworene gefunden werden. Eine heikle Aufgabe, denn ein einziger Fehler könnte den ganzen Prozess torpedieren.
Trump ist der erste Ex-Präsident, gegen den es einen Strafprozess gibt
Donald Trump hat bereits diverse zivilrechtliche Gerichtsprozesse hinter sich, jetzt wird sogar darüber verhandelt, ob er Straftaten begangen hat. Im Stormy-Daniels-Fall geht es um illegale Zahlungen und Geschäftspraktiken rund um die mutmaßliche Affäre Trumps mit der Pornodarstellerin.
Der 77-Jährige betonte bereits mehrfach, er sei unschuldig und es handle sich um nichts weiter als eine "politische Hexenjagd", um seine Wiederwahl zu verhindern. Es ist der erste von insgesamt vier strafrechtlichen Prozessen gegen Trump – und der erste in der amerikanischen Geschichte, bei dem ein ehemaliger Präsident auf der Anklagebank sitzt.
Die Auswahl der Geschworenen ist fast abgeschlossen
Am vergangenen Montag begann die Auswahl der Jury: zwölf unparteiische Bürger:innen sollen am Ende des Prozesses in ihrer Funktion als Geschworene ein Urteil darüber fällen, ob Trump schuldig oder frei gesprochen wird.
Gerade weil der Republikaner so bekannt ist – und die Meinungen über ihn in der Bevölkerung stark auseinandergehen –, gestaltete sich die Auswahl der Jury von Anfang an als schwierig: Viele der eingeladenen Bürger:innen gaben von Anfang an zu verstehen, dass sie in dieser Sache nicht neutral seien – und schieden somit aus.
Jetzt wurde bekannt, dass die zwölf Geschworenen feststehen. Und auch der Erste von insgesamt sechs Ersatz-Geschworenen sei bereits ausgewählt worden.
Sorgfalt ist von extremer Bedeutung
Die Kandidat:innen, die damit einer wichtigen amerikanischen Bürgerpflicht nachgehen, müssen nicht nur vorab viele knifflige Fragen von beiden Seiten [Staatsanwalt und Verteidigung] beantworten, um ihre Neutralität glaubhaft zu machen.
Medienberichten zufolge ist auch davon auszugehen, dass beide Seiten zusätzlich ausgiebige Hintergrundchecks von Privatermittler:innen durchführen zu lassen. Die unbedingte Neutralität ist absolut entscheidend für Strafprozesse, da die Jury ein einstimmiges Urteil fällen muss, damit es gültig ist.
"Schurkenjuroren" könnten nämlich den gesamten Prozess sabotieren
Die Sorgfalt bei der Auswahl soll verhindern, dass sich sogenannte "Schurkenjuror:innen" in den Prozess einschleusen und ihn sabotieren. Diese haben bereits eine vorgefertigte Meinung in Bezug auf die (Un-)Schuld des Angeklagten und lassen sich von dieser auch nicht abbringen.
Sollte sich nun also beispielsweise ein:e Trump-Fanatiker:in in die Jury einschleusen, könnte diese Person einen Schuldspruch jederzeit durch ihr Urteil "nicht schuldig" verhindern – selbst wenn alle anderen Geschworenen für "schuldig" plädieren.
Umgekehrt wäre dies aber auch der Fall, wenn elf der Geschworenen den Mann von Melania Trump für "nicht schuldig" erklären – ein:e heimlich eingeschleuste:r Trump-Gegner:in aber beharrlich auf "schuldig" plädiert.
Experte sicher, dass einige Leute versucht haben, sich einzuschleusen
In einem Interview mit The Independent erklärte der US-Jurist Stephen Duffy, dass er davon überzeugt sei, dass einige Personen beider Lager versucht haben dürften, sich als vermeintlich neutrales Jurymitglied durchzuschmuggeln:
Ich habe überhaupt keine Zweifel daran, dass es unter den Kandidaten für die Geschworenen welche gibt, die unbedingt in die Jury wollten. Da sind bestimmt Kandidaten, die entweder für oder gegen [Trump] sind, die aber ganz bewusst ihre Meinung nicht zum Besten geben, um bei dem Prozess dabei zu sein.
Es bleibt also zu hoffen, dass diese Kandidat:innen alle ausgeschlossen werden konnten – und die Jury aus neutralen Geschworenen besteht, die letztlich zu einem einstimmigen Urteil gelangen.
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Verwendete Quelle:
The Independent: Could a stealth juror derail Trump’s trial?