Wer sich ein wenig auf Anna Wilkens Instagram-Account umsieht, der entdeckt zwischen fröhlichen Schnappschüssen und traumhaften Urlaubskulissen auch einige Posts, die die ungeschönte Wahrheit eines Lebens mit Endometriose zeigen. Der offene Umgang des Models mit der Krankheit soll mehr Bewusstsein dafür schaffen, was es für Betroffene bedeutet, mit den oft chronischen Schmerzen leben zu müssen.
Model Anna Wilken ist mittlerweile zur Botschafterin der Krankheit geworden, die gleich nach Myomen die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung ist. Sie betrifft zwischen 4 und 12 % aller Frauen, die sich zwischen der Pubertät und in den Wechseljahren befinden.
Bei Betroffenen wächst die Gebärmutterschleimhaut (auch Endometrium genannt) außerhalb der Gebärmutterhöhle. Die sogenannten Endometriose-Herde, die sich in vielen Fällen an den Eierstöcken ansiedeln, können laut TK nicht nur äußerst starke Schmerzen verursachen, sondern auch die Fruchtbarkeit von Frauen im gebärfähigen Alter vermindern.
Die Symptome der Krankheit sind dabei allerdings so wenig spezifisch, dass es oft Jahre dauert, überhaupt eine richtige Diagnose zu erhalten.
In einem Interview mit Neon redet das Model ganz offen darüber, wie sich die Endometriose auf ihren Körper auswirkt:
Die Symptome sind sehr individuell. Bei mir sind es zum Beispiel Durchfall während der Periode, sehr schlimme Schmerzen während der Periode und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und bei gynäkologischen Untersuchungen. Aber auch Kopfschmerzen, Schwindel. Und ich habe sehr starke Becken- und Blasenprobleme und oft auch an der Leiste. Dadurch, dass ich die Adenomyose habe [Anm. d. Red.: Endometrioseherde wachsen ins Muskelgewebe der Gebärmutter], also die Endometriose auch in der Gebärmutter, habe ich oft ein Ziehen und Stechen in der Gebärmutter – das fühlt sich an, als würde da jemand drinsitzen und mit einem Messer auf sie einstechen.
Gleich darauf weist sie im Interview aber auch darauf hin, dass die Symptome von Patientin zu Patientin stark schwanken können und bei einigen Frauen mit anderen Krankheiten, wie z. B. PCO (Polyzystische Ovarien) einhergehen. Beim PCO-Syndrom liegen oft folgende Beschwerden vor:
- Erhöhte männliche Hormone, die sich durch eine vermehrte Körperbehaarung oder Haarausfall bemerkbar machen können
- Zyklusstörungen, die Periode kommt entweder gar nicht oder nur in unregelmäßigen Abständen
- Beim Ultraschall werden an den Eierstöcken viele kleine Zysten entdeckt, die aber gutartig sind
Die Krankheit sichtbar machen
Da einige Menschen Probleme damit haben, sich vorzustellen, wie genau die Krankheit aussieht, greift Anna zu einer drastischen Maßnahme: Sie lässt sich ein paar Endometrioseherde auf ihren Körper malen und postet das Foto dazu in den sozialen Netzwerken.
Ernst der Lage
Dem Model liegt es besonders am Herzen, Verständnis für Betroffene zu schaffen, da andere deren furchtbare Schmerzen oft einfach als normale Periodenschmerzen abtun, die anscheinend zum Frausein für einige einfach dazugehören. Ihr Ziel formuliert sie so:
Dass Endometriose endlich ernst genommen wird, als Erkrankung, die da ist - obwohl man sie nicht sieht.
Auch ist es ihr wichtig, dass die Zeit bis zur Diagnose nicht mehr Ewigkeiten in Anspruch nimmt. Sechs bis zehn Jahre voller Qualen können eine sehr lange Zeit sein. Je mehr Menschen wissen, dass es die Krankheit gibt, desto höher sind die Chancen auf eine Linderung der Probleme, die diese mit sich bringt (weder die Ursachen für die Krankheit sind eindeutig geklärt noch gibt es wirklich eine komplette Heilung, aber die Lebensqualität kann sich z. B. durch eine Operation trotzdem deutlich verbessern).
Erstaunlicherweise sind laut dem Model auch Ärzte oft nicht im Bilde über die Krankheit, die Erfahrung musste auch Anna schon machen:
Ärzte sagen schnell mal: Das ist normal. Periodenschmerzen sind normal. Selbst, wenn die Frau gefühlt während ihrer Periode halb kollabiert.
Auch das ist einer der Grüne, weshalb das junge Model Aufmerksamkeit für die Krankheit schaffen möchte: Am besten, man ist so gut informiert, wie es geht, und holt sich bei Zweifeln lieber eine Zweit- oder auch Drittmeinung ein, bevor man sich von seinem behandelnden Arzt nur mit ein paar Schmerzmitteln vertrösten lässt.
Der Traum von der eigenen Familie
Anna Wilken scheut auch nicht davor zurück, Bilder von sich aus dem Krankenhaus zu posten, auf denen man sehen kann, dass es der jungen Frau nicht gut geht.
Eine Operation ist nicht nur dann von Nöten, wenn die Patienten auf der Suche nach Schmerzlinderung sind; auch Frauen, die von der Krankheit betroffen sind und einen Kinderwunsch hegen, müssen sich in vielen Fällen auf den OP-Tisch begeben (dies ist nicht zwingend, aber doch oft der Fall). Bis jetzt hatte die 24-Jährige zwar noch kein Glück, aber sie kämpft weiter für ihren Kinderwunsch.
Rat an Frauen, bei denen der Verdacht auf Endometriose besteht
Anna Wilken hat der Krankheit ein ganzes Buch gewidmet (In der Regel bin ich stark: Endometriose: Warum wir unsere Unterleibsschmerzen ernst nehmen müssen), das nicht nur ihre eigenen Erfahrungen widerspiegelt, sondern auch einen Überblick über Therapiemöglichkeiten gibt und sie selbst schreibt darin, wie sie es schafft, mit ihren Schmerzen umzugehen.
Im Interview hat sie dann noch einen sehr wichtigen Ratschlag an alle, die denken, von der Krankheit betroffen zu sein:
Ich bekomme wirklich jeden Tag unglaublich viele Nachrichten deswegen. Ich rate denen immer, ihre Beschwerden ernst zu nehmen und damit zum Arzt zu gehen. Vor allem, wenn die Beschwerden so schlimm sind, dass sie sie in ihrem Alltag beeinflussen. Wenn sie zum Beispiel nicht zur Arbeit können oder nicht einkaufen gehen. Dann ist das auf jeden Fall alles andere als normal.
Es ist beeindruckend, mit welchem Engagement sich Anna Wilken für dieses so wichtige Thema einsetzt. Hoffen wir, sie stößt bei vielen auf Gehör und kann durch ihr Wirken etwas bewegen.