Am vergangenen Montag begann der Prozess gegen sechs Bulgar:innen, die mutmaßlich als russische Spion:innen gearbeitet haben sollen. Zudem erhärtet sich der Verdacht, wer ihr Anführer gewesen sein könnte: Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek soll der Drahtzieher gewesen sein.
Prozess nach Monaten gestartet: Bulgaren sollen "Spionage für Russland" betrieben haben
Eigentlich hätte der Prozess bereits vor einem Monat starten sollen, nun ist es auch tatsächlich so weit: In London müssen sich nun sechs Bulgar:innen, die im Februar 2023 festgenommen worden waren, vor dem Central Criminal Court verantworten. Sie stehen im Verdacht, als Agenten für Russland gearbeitet zu haben.
In vorherigen Anhörungen haben alle Angeklagten auf Unschuld plädiert, es gibt aber Vermutungen dazu, dass sich das nun ändern könnte. Neben diversen gefälschten Ausweisen, die teilweise bereits bei der Verhaftung sichergestellt worden waren, gibt es mittlerweile weitere Beweisstücke, die nahelegen, dass es sich bei der Gruppe sehr wohl um russische Spione handeln könnte.
Kontakt zwischen russischem Agenten und einem der Angeklagten nachgewiesen
So konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass einer der Angeklagten, Orlin R., mit einem russischen Agenten mit dem Decknamen Rupert Ticz Kontakt gehabt haben und mehrere geheime Operationen geplant und ausgeführt haben soll.
So soll die Truppe in Ticz' Auftrag unter anderem versucht haben, NATO-Stützpunkte und die Botschaften und Behörden verschiedener Länder – darunter Großbritannien – auszuspionieren, um Informationen, die diesen Ländern schaden könnten, nach Russland zu übermitteln.
Bei diesem Agenten soll es sich mutmaßlich um Jan Marsalek gehandelt haben
Bereits seit einiger Zeit erhärtet sich dabei der Verdacht, dass es sich bei Rupert Tisz eigentlich um den einstigen Wirecard-Manager Jan Marsalek handeln. Er soll enge Verbindungen nach Russland. Der Österreicher soll sich zudem seit seiner Flucht vor der deutschen Justiz nach dem Wirecard-Skandal auch in Russland aufhalten.
Der Verdacht erhärtet sich laut BR unter anderem aber auch deswegen, weil nun Nachweise wie Mail-Verkehr und Nachrichten aus dem Messenger-Dienst Telegram vorliegen sollen, die belegen, dass Marsalek und Orlin R. miteinander in Kontakt stehen. Und das schon seit 2015. Aus den vorliegenden Unterlagen soll zudem hervorgehen, dass Orlin R. über diese Kanäle Instruktionen für die Spionageakte von Marsalek erhalten habe.
"Organisatorisches" geklärt – Prozess am kommenden Mittwoch und Donnerstag
Nachdem am vergangenen Montag der Prozess eröffnet und "Organisatorisches" geklärt wurde, soll am nun kommenden Mittwoch und Donnerstag die eigentlich Verhandlung inklusive Verlesung der Anklageschrift durchgeführt werden. Ob das Urteil direkt im Anschluss verkündet wird, ist noch nicht bekannt.
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Verwendete Quelle:
BR: Marsaleks Spionagering? Prozessauftakt in London