Marine Le Pen, vorrangig bekannt durch ihre Partei Rassemblement National (RN), wird im August dieses Jahres 56 Jahre alt. Dieser Geburtstag findet zwar im Kreise der Familie statt, erinnert aber auch an eine besonders dunkle Zeit in ihrem Leben. 15 Jahre lang hatte die Tante von Marion Maréchal keinen Kontakt zu ihrer Mutter Pierrette, die mit dem Journalisten Jean Marcilly zusammenlebte. Diese Vernachlässigung hat das Leben von Marine Le Pen tief geprägt, wie sie 2016 in einem ergreifenden Interview in der französischen Sendung "Une ambition intime" von Karine Le Marchand gestand.
Marine Le Pen und ihre Jugendzeit
Die Geschichte dieser Trennung geht auf das Jahr 1987 zurück, als Pierrette Le Pen die Familie verließ. Jean Marcilly, der Journalist, der die Biografie ihres Mannes Jean-Marie Le Pen schreiben sollte, wurde ihr neuer Lebensgefährte.
Für Marine ist dieses Ereignis ein riesiger Schock. "Meine Schwester hat mich von der Schule abgeholt und gesagt: 'Mama ist weg'", erinnert sie sich emotional. Als die Jugendliche nach Hause kommt, entdeckt sie die leeren Schränke ihrer Mutter. Es begann eine endlose Wartezeit, in der sie jeden Tag hoffte, die Frau wiederzusehen, die sie ohne ein Wort verlassen hatte.
Pierrette Le Pen, der stille Schatten
In diesen Jahren der Abwesenheit ist Pierrette Le Pen immer in der Nähe. Sie beobachtete Marines Abgang vom Gymnasium aus der Ferne und entschied sich, unsichtbar zu bleiben. In ihrem Buch "Les politiques aussi ont une mère" erläutert die Mutter von Marine Le Pen ihre Gründe:
Ich wollte sie aus dem Gymnasium kommen sehen, aber ohne mich zu zeigen. Je mehr Zeit verging, desto mehr redete ich mir ein, dass meine Töchter sehr froh darüber waren, dass ich gegangen war.
Diese - wenn auch falsche - Überzeugung veranlasste sie dazu, sich fernzuhalten und die Notlage ihrer Tochter zu ignorieren, die nach ihren eigenen Worten keine Nahrung mehr zu sich nahm und sehr häufig weinte.
Der Skandal um die Playboy-Fotos ihrer Mutter
Die Abwesenheit ihrer Mutter Pierrette war nicht das einzige Trauma für Marine Le Pen. Die medienwirksame Scheidung ihrer Eltern erreichte ihren Höhepunkt mit der Veröffentlichung von Fotos ihrer Mutter in dem berühmten Magazin Playboy. Nach scharfen Äußerungen von Jean-Marie Le Pen über die finanziellen Probleme seiner Ex-Frau posierte Pierrette für das Magazin.
Die brachte eine beträchtliche Summe ein, bewirkte aber bei Marine und ihren Schwestern ein tiefes Unbehagen. "Ich habe das sehr schlecht verkraftet, weil ich jung war und mit dem Bild meiner Mutter konfrontiert wurde, wie ich sie nicht sehen wollte", erklärte sie.
Versöhnung nach jahrelangen Spannungen
Trotz dieser Jahre des Leidens und der Skandale gelingt es der Familie schließlich, sich zu versöhnen. Pierrette gibt zu, dass sie oft gezögert hat, zu ihren Kindern zurückzukehren, aber die Scham und das Gefühl, zu viel Schaden angerichtet zu haben, halten sie davon ab. "Mehrere Male war ich kurz davor, zurückzukehren, Marine weiß es nicht. Und dann dachte ich mir: Nein, das ist ein bisschen dumm, jetzt habe ich den Schritt gemacht, Schaden angerichtet... Was nützt es, zurückzugehen?", schrieb die Ex-Frau von Jean-Marie Le Pen. Erst fast 15 Jahre nach ihrem Weggang trifft Pierrette ihre Tochter endlich wieder und beendet damit diesen Abschnitt ihres Lebens, der von Abwesenheit und Missverständnissen geprägt war.
Die Geschichte von Marine Le Pen und ihrer Mutter Pierrette ist die Geschichte einer herzzerreißenden Trennung und eines bewegenden Wiedersehens. 15 Jahre lang musste Marine ohne die Anwesenheit der Mutter aufwachsen, was ihre Persönlichkeit und ihren Werdegang stark beeinflusst hat. Jetzt, im Alter von 55 Jahren, kann die Politikerin ihren Geburtstag im Kreise ihrer Familie feiern, doch die Erinnerung an diese einsamen Jahre bleibt in ihr haften. Diese Prüfung war zwar bitter, formte aber die Entschlossenheit und Widerstandsfähigkeit der Politikerin, zu der sie geworden ist.
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Verwendete Quellen:
Documentaire Société: "Qui sont-ils vraiment ? Portrait de Marine Le Pen"
X: @AvecRenaissance
Purepeople: "'Nous avons pardonné à une maman qui était partie': Marine Le Pen face à sa mère Pierrette"
Aus dem Französischen übersetzt von Ohmymag Frankreich