Am Ende eines langen Abends haben sie endlich als Sieger festgestanden: Die Ukraine gewinnt mit dem Song "Stefania" von der Band Kalush Orchestra den Eurovision Song Contest. Mit 631 Punkten können sie sich klar von den anderen Ländern absetzen.
Von Turin zurück nach Kiew
Dass dieser Sieg anders ist als alle ESC-Entscheide, die davor stattgefunden haben, ist jedoch klar. Mit dem Ende des Contests wird das sonst so fröhliche Event von der schockierenden Realität des Krieges eingeholt. Nach der großen Party muss sich der traurigen Wahrheit gestellt werden: Wie geht es jetzt weiter für die Gruppe?
Normalerweise ist der Ablauf für die Gewinner:innen des europäischen Musikwettbewerbs immer gleich: Nach dem Finale geht es zurück in die Heimat, wo dann ein Interview-Marathon bei den verschiedenen Radio- und TV-Sendern auf sie wartet.
Nach ESC-Sieg in den Krieg
Doch die Realität von Kalush Orchestra sieht anders aus. Anstatt in Ruhe ihren Sieg feiern zu können, geht es für die Gruppe um Rapper Oleh Psiuk wieder in die Ukraine.
Nach dort geltendem Kriegsrecht sind sie dazu sogar verpflichtet, immerhin handelt es sich bei ihnen um Männer im wehrfähigen Alter. Nur mit einer Sondergenehmigung ist es ihnen überhaupt erlaubt gewesen, die Reise nach Turin anzutreten.
Nächstes Jahr Ukraine als Austragungsort?
Jetzt, wo der ESC vorbei ist, müssen die Musiker zurück in den Krieg. Für Band-Leader Psiuk ist das eine Selbstverständlichkeit: "Ich bin bereit zu kämpfen - bis zum Ende!", so der 27-Jährige.
Für ihn ist der Sieg auch eine große Chance. Nächstes Jahr soll der ESC eigentlich, wie es sich nach den Contest-Regeln gehört, im Gewinner-Land, also der Ukraine stattfinden. Derlei Großveranstaltungen sind in Kriegsländern allerdings nicht erlaubt. Trotzdem ist der Rapper zuversichtlich. Im Bild-Interview sagt er: "Wir wollen den ESC in einer neu aufgebauten Ukraine feiern."
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