Seit einem Konzert in der litauischen Hauptstadt Vilnius am 22. Mai 2023 sieht sich Rammstein-Sänger Till Lindemann (60) massiven Vorwürfen ausgesetzt. Auslöser war ein Social-Media-Post einer Konzertbesucherin. Sie hatte behauptet, man habe ihr auf einer Backstage-Party im Rahmen des Auftritts K.-o.-Tropfen verabreicht.
Später stellte die Frau auf Twitter klar, dass es mit Lindemann zu keinerlei sexuellen Kontakten gekommen sei. Dort schrieb sie unter anderem: "Till hat mich NICHT angefasst."
Einem gemeinsamen Bericht von NDR und "Süddeutscher Zeitung" zufolge sollen sich im Nachgang weitere Frauen gemeldet haben. Die Anschuldigungen besagen unter anderem: Weibliche Fans sollen vor Konzerten "gezielt angelockt" worden sein, um "Sex mit dem Sänger Till Lindemann anzubahnen". Nach einem Bericht der "Neuen Zürcher Zeitung" wurden ihnen dazu angeblich Zugang zu Backstage-Partys und zur sogenannten "Row Zero", einem abgesonderten Bereich unmittelbar vor der Bühne, in Aussicht gestellt. Rund um Rammstein-Konzerte sollen Frauen angeblich sexuell bedrängt worden sein, lauten weitere Behauptungen.
Bisherige Statements der Band zu den Vorwürfen
Auf die Umstände der derzeit laufenden "Europa Stadion Tour" von Rammstein hatten die Vorwürfe bisher noch keine direkten Auswirkungen. In einem ersten Statement wies die Band die Vorwürfe zurück, in einer weiteren Verlautbarung bat sie ihre Fans, von Vorverurteilungen abzusehen. Zudem kommentierte sie: "Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie außerordentlich ernst. Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt - vor und hinter der Bühne.
Keine "Row Zero" bei Konzerten in München
Nun stehen für die nächsten Tage gleich vier Rammstein-Konzerte im Münchner Olympiastadion an. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, wurde von der Stadtratsfraktion der Münchner Grünen ein Antrag eingebracht, in dem besondere Auflagen für die Events zwischen dem 7. und 11. Juni gelten sollen. Unter anderem wurde darin eine "Überprüfung" durch das Kreisverwaltungsreferat gefordert, bei der untersucht werden soll, "ob und bei welchen Konzerten als Auflage eine sogenannte Reihe Zero aus Sicherheitsgründen zu untersagen" sei. Zudem solle entschieden werden, ob bei den Auftritten sogenannte "Awareness-Teams" und "Safe Spaces" für die Fans verpflichtend vorgeschrieben werden können.
Wie die "Bild" berichtet, kam es am heutigen Montagnachmittag in dieser Frage zu einer kurzfristigen Entscheidung. Der Pressesprecher der Olympiapark München GmbH teilte demnach offiziell mit: "Es wird keine Row Zero und keine After-Show-Partys geben. Das haben Veranstalter und Band entschieden."
Auftrittsverbot steht nicht zur Debatte
Zu einem offiziellen Auftrittsverbot wird es allerdings Medienberichten zufolge nicht kommen. Auf Nachfrage von "Bild" äußerte sich die SPD-Fraktionschefin im Münchner Stadtrat, Anne Hübner (44), folgendermaßen zu dieser Option: "240.000 Menschen haben für vier Konzerte in München Tickets gekauft. Wir können die Konzerte nicht absagen, sonst sehen wir uns hohen Schadensersatzforderungen in zweistelliger Millionenhöhe gegenüber. Deshalb haben wir darüber auch bisher nicht nachgedacht. Es gibt vertragliche Verpflichtungen."
Der Münchner Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (46, CSU) ließ auf die Anfrage des Blatts hin verlautbaren: "Wir beobachten die Entwicklung der Vorwürfe ganz genau. Sollten sich diese erhärten und es staatsanwaltliche Ermittlungen geben, müssen wir prüfen, wie wir als Stadt darauf reagieren können." Eine Absage der Konzerte werde jedoch auch nicht "im Härtefall" möglich sein.