Beinahe wirkt Prinz Harrys (39) ebenso aufsehenerregende wie ungemein kurze Rückkehr in seine britische Heimat wie eine alternative Version vom Gleichnis des verlorenen Sohns. Für alle nicht so bibelfesten Menschen: Der jüngere Sohn versucht sein Glück fernab der Familie im Ausland, kehrt wenig später geläutert zurück und wird - unter dem vehementen Protest des älteren, pflichtbewussten Bruders - vom gemeinsamen Vater wieder freudig und mit offenen Armen aufgenommen.
Beim modernen UK-Remake dieser Geschichte scheint sich der Vater alias König Charles III. (75) hingegen auf die Seite seines älteren Sohnes Prinz William (41) geschlagen zu haben. Über zehn Stunden Flugzeit hatte Prinz Harry auf sich genommen, um seinem Vater nach dessen Krebsdiagnose einen Besuch abzustatten. Jedoch wirkt es so, als habe er statt offenen Armen eher eine kalte Schulter vorgefunden. Britische Medien berichteten jedenfalls, dass das Treffen zwischen Harry und Charles nur eine halbe Stunde bis maximal 45 Minuten gedauert haben soll. Kurz darauf verabschiedete sich das Königspaar dann zum Landsitz in Sandringham - und Prinz Harry zurück in die USA.
Prinz William interpretierte seine Rolle derweil offenbar mit der bibeltreuen Ablehnung: Obwohl sein Bruder Harry wohl noch einige Zeit nach Charles und Camillas Abreise gen Sandringham allein in London verweilte, kam es übereinstimmenden Medienberichten zufolge zu keinem Treffen der beiden. Zugegeben: Prinz William hatte als Vertretung von König Charles ausgerechnet am Tag von Harrys Besuch einen pickepacke vollen royalen Terminkalender. Ob das aber tatsächlich der ausschlaggebende Grund für das ausgebliebene Brüdertreffen war?
Von wohlgemeinter Geste überrumpelt?
Die zuletzt in aller Regel nicht pro-Harry gelagerte britische Medienlandschaft jedenfalls vermutet, dass König Charles und Prinz William von dessen "wohlgemeinten Besuch" überrumpelt wurden. Dafür spricht, dass Harry nach seiner Anreise nicht in einem der royalen Anwesen, sondern einem Hotel übernachtet haben soll. Zudem habe sich der Monarch eigentlich viel früher abseits der Öffentlichkeit in Sandringham erholen wollen und scharrte dementsprechend schon mit den Hufen, das Treffen mit seinem Sohn hinter sich bringen zu können. Prinz William hat nach der Krebsdiagnose des Vaters und den zusätzlichen gesundheitlichen Problemen seiner Ehefrau Prinzessin Kate (42) ohnehin ganz andere Sorgen, als Harry zu empfangen - und ihm womöglich mehr Stoff für ein nächstes Enthüllungsbuch zu liefern.
Was im Vorfeld als große Chance angesehen wurde, die Risse in der arg gebeutelten Beziehung mit Prinz Harry endlich zu kitten, hatte von außen betrachtet eher den gegenteiligen Effekt. Statt der nötigen Ruhe hat der krebskranke König Charles ein neues potenzielles Aufreger-Thema an den Hacken. Prinz William fühlt sich angesichts seiner aktuellen Lage womöglich mehr denn je alleingelassen. Und Prinz Harry muss unter Umständen seiner umweltbewussten Frau erklären, wie ein 30-Minuten-Plausch die insgesamt über 20 Stunden lange Flugreise rechtfertigt.