In seinem langen Leben hat Mick Jagger, der am heutigen Mittwoch seinen 80. Geburtstag feiert, wohl schon mehr Fragen gestellt bekommen, als jeder andere Musiker. Je älter er wird, desto unvermeidlicher kommt es in Interviews zu der Frage, wie lange er den anstrengenden Job als Frontmann der größten Rockband der Welt wohl noch machen wird. Stets gefolgt von der Frage, wie er es schafft, in seinem Alter immer noch derartig körperlich fit zu sein.
Mick Jaggers Geheimnis ewiger Jugend
Bereits vor über zwanzig Jahren bezeichnete es etwa der "Spiegel" in einem Interview als ungewöhnlich, "dass ein Mann in ihrem Alter so wild auf der Bühne herumhüpft". Jaggers Antworten auf diese notorischen Fragen fallen seit Jahrzehnten gleichbleibend trocken aus: "Finde ich nicht. Man muss nur anfangen, Fitness zu machen, wenn man über 30 ist. Und ein wenig Laufen kann auch nicht schaden."
Jeden Versuch, hinter sein Geheimrezept ewiger Jugend zu kommen, blockt er höflich und konsequent ab. Denn körperliche Fitness ist für den Berufs-Rock'n'Roller kein schicksalhaftes Mysterium, sondern ganz einfach eine Angelegenheit regelmäßiger Leibesertüchtigung.
Der singende Leistungssportler
Um Mick Jaggers Fitnessgeheimnis auf den Grund zu gehen, muss man verstehen, dass man es bei ihm nicht nur mit einem sportlichen Sänger, sondern auch mit einem singenden Sportler zu tun hat. Von Anfang an war Jaggers energiegeladene und hyperaktive Bühnenperformance Markenzeichen und Alleinstellungsmerkmal der Rolling Stones. Wie die britische "Daily Mail" berichtet, legt der Power-Performer während eines Konzerts auf der Bühne durchschnittlich rund 19 Kilometer zurück.
Tanzlehrer James Brown
Dass man nicht nur ein guter Sänger, sondern auch ein guter Tänzer sein sollte, wenn man das Publikum in seinen Bann ziehen will, hat er sich bei seinem großen Vorbild James Brown (1933-2006) abgeguckt. "Ich habe all seine Moves kopiert" gab Jagger in einem Interview mit dem "Time Magazine" einmal freimütig zu. Nur an seinen legendären Spagat habe er sich nicht herangetraut. An dem Godfather of Funk, (über den er 2014 den autobiografischen Dokumentarfilm "Get on up" mitproduzierte) habe ihn zudem beeindruckt, mit wie viel Drive und Disziplin dieser sein Ziel verfolgte, ein Superstar zu werden.
Disziplinierter Sohn eines Fitnessexperten
Disziplin und sportlichen Drive bekam der am 26. Juli 1943 in Dartford als Michael Philip Jagger geborene Musiker und Bewegungskünstler buchstäblich mit in die Wiege gelegt. Sein Vater Basil Fanshawe "Joe" Jagger (1913-2006) war nicht nur Sportlehrer am städtischen Strawberry-Hill-College seiner Heimatstadt, sondern zudem ein ausgesprochener Fitnessexperte und Pionier der britischen Basketballbewegung, der es im Großbritannien der Nachkriegszeit zu einiger Bekanntheit brachte.
Was dazu führte, dass Mick Jagger sein Debüt auf einem Fernsehschirm im Jahr 1959 ausgerechnet in der britischen Sportsendung "Seeing Sports" feierte. In dem Beitrag verwendet sein Vater den damals Fünfzehnjährigen als Fußmodel für Sportschuhe, mit denen er den späteren Rolling Stone zu Anschauungszwecken über einen steinigen Hügel klettern lässt.
"Er bläute mir von klein auf ein, auf mich selbst zu achten"
Indem er seinem Sohn seine eiserne Disziplin und die Leidenschaft für systematische körperliche Ertüchtigung weitergab, übte Joe Jagger maßgeblichen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Musikgeschichte aus. "Er bläute mir von klein auf ein, auf mich selbst zu achten", verriet sein Sohn Mick einmal dem "Daily Telegraph". "Er hat mir eine Gehirnwäsche verpasst. Ich bin ein eifriger Sportler und trainiere seit 1970."
Als es mit der Musikkarriere seines Sohns so richtig losging, übernahm er als Erster die Rolle seines persönlichen Fitness-Coaches. Er habe Mick dazu gebracht, sich nicht nur durch exzessives Jogging fit zu halten, sondern auch andere sportliche Routinen in sein Programm zu integrieren. Später übernahmen andere Fitnessexperten seine Position, wie etwa der norwegische Personaltrainer Torje Eike (73), der den Stones-Sänger über einen Zeitraum von fast drei Jahrzehnten sportlich betreute und ihn auf seinen Tourneen begleitete.
Strikte Fitness-Routine bis ins hohe Alter
Ziemlich bald verlegte sich Jagger aufs Ballett, um sein Gleichgewicht zu trainieren und seine berühmten Jagger-Moves zu optimieren. Berichten zufolge beinhaltet seine strikte Fitness-Routine noch im hohen Alter eine regelmäßige Joggingrunde von 12 Kilometern, Schwimmen und Kickboxen, zudem schwört er auf Yoga und Pilates. Im Jahr 2013 erläuterte er dem "Daily Telegraph" sein Sport-Programm folgendermaßen: "Ich trainiere fünf oder sechs Tage in der Woche, aber ich mache mich nicht verrückt. Ich wechsle zwischen Gymnastik und Tanzen ab, dann mache ich Sprints und so weiter. Ich trainiere für die Ausdauer."
Personaltrainer stets mit an Bord
Bis heute haben die Rolling Stones auf ihren Tourneen stets einen Personaltrainer mit an Bord und lassen sich in den jeweiligen Unterkünften einen eigenen Fitnessraum einrichten. Auch mit 80 Jahren widmet sich Mick Jagger immer noch mit großer Leidenschaft dem Ballett. Seit 2014 ist er mit der ehemaligen Ballerina Melanie Hamrick (36) liiert, die bis 2019 im Ensemble des "American Ballet Theatre" aktiv war. 2019 brachten die beiden ihr gemeinsam entwickeltes Tanzprojekt "Porte Rouge" auf die Bühne, das in mehreren Choreografien klassisches Ballett mit Songs der Rolling Stones vereinigt.
Deveraux Jagger: Die nächste Generation
Wie ein von Melanie Hamrick kürzlich auf Instagram gepostetes Video beweist, hat ihr gemeinsamer Sohn Deveraux Octavian Basil Jagger (6) von seinem Vater nicht nur die markanten Lippen geerbt, sondern auch die Begeisterung für expressive Tanzmoves.
Jagger-Fans können sich daher sicher sein: Diese sportliche Erfolgsgeschichte ist noch lange nicht zu Ende, die nächste Generation macht sich bereits warm.