Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (1942-2023) ist tot. Der CDU-Politiker starb am Dienstagabend im Alter von 81 Jahren zu Hause im Kreise seiner Familie. Die deutsche Politik trauert damit um ihren dienstältesten Parlamentarier - erst am 13. Dezember hatte er sein 50-jähriges Jubiläum als Mitglied des Deutschen Bundestags gefeiert. Die Welt der Politik verneigt sich vor dem gebürtigen Freiburger (Breisgau).
Steinmeier über Schäuble: "Die Politik war sein Lebenselixier"
In seinem Kondolenzschreiben an die Witwe Ingeborg Schäuble (80) schreibt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (67): "Mit Wolfgang Schäuble haben wir einen großartigen Menschen und leidenschaftlichen Politiker verloren, der Historisches für unser Land erreicht hat." Er sei ein "Glücksfall für die deutsche Geschichte" und visionär gewesen. Außerdem habe er nie das Wesentliche aus dem Blick verloren.
"Die Politik war sein Lebenselixier", heißt es weiter. Schäuble habe über alle Parteigrenzen hinweg größten Respekt genossen - "ob als Partei- oder Fraktionschef, ob als Kanzleramtsminister, Innenminister, Finanzminister oder Präsident des Deutschen Bundestages". Steinmeier würdigte Schäuble als "sehr gefragten Ratgeber" und "herausragenden Staatsmann".
Angela Merkel trauert um ihren "politischen Lehrmeister"
Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (69) äußerte in einer Erklärung große Bestürzung über die Nachricht des Todes ihres Partei-Kollegen. "Deutschland verliert mit ihm eine überragende Persönlichkeit mit politischer und programmatischer Weitsicht", schreibt Merkel. "Ich trauere um einen Politiker, der unser Land in vielfältiger Weise geprägt hat. Er gehörte zu den Architekten der Deutschen Einheit." Als junge Ministerin sei Schäuble ihr "politischer Lehrmeister" gewesen. "Gespräche mit ihm waren für mich immer eine intellektuelle Bereicherung." Deutschland werde seine Stimme vermissen, sein Rat werde ihr persönlich fehlen.
Angela Merkels Nachfolger, der aktuelle Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) würdigte in seinem Kondolenzschreiben ebenso Wolfgang Schäubles "beeindruckende und sehr lange Politiker-Karriere". Weiter schrieb Scholz: "Deutschland verliert einen prägenden Christdemokraten, der gerne stritt und dabei doch nie aus dem Blick verlor, worum es geht in der Politik: Das Leben der Bürgerinnen und Bürger besser zu machen." Auf X ehrte er Schäuble zudem als "scharfen Denker, leidenschaftlichen Politiker und streitbaren Demokraten".
CDU-Chef und Fraktionsführer der Union im Bundestag Friedrich Merz (68) äußerte seine Trauer in einem Statement via X (vormals Twitter): "Ich verliere mit Wolfgang Schäuble meinen engsten Freund und Ratgeber, den ich in der Politik je hatte. Meine Gedanken sind bei seiner Familie, insbesondere bei seiner Frau Ingeborg."
"Ein schwerer Verlust für Deutschland und Europa"
Weitere Stimmen aus der Politik sprachen Schäubles Familie ihr Beileid aus. Außenministerin Annalena Baerbock (43) äußerte via X ihr "tiefes Mitgefühl", ebenso Grünen-Vorsitzender Omid Nouripour (48), Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (55, SPD) in ihrem Kondolenzschreiben sowie in weiteren Statements Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckhardt (57, Grüne), Finanzminister Christian Lindner (44, FDP), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (53, SPD) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (65). "Wolfgangs Schäubles Tod ist ein schwerer Verlust für Deutschland und Europa. Er hat durch seine Taten und sein Vorbild wie kaum ein anderer die bundesdeutsche Demokratie geprägt. Er dachte stets groß und weit voraus", schrieb sie bei X.
Wolfgang Schäuble hinterlässt Ingeborg Schäuble, mit der er seit 1969 verheiratet war, sowie die vier gemeinsamen Kinder und vier Enkelkinder.