Kurz vor Beginn der diesjährigen Berlinale am 15. Februar hat eine Gruppe von Vertragspartnerinnen und Partnern des Festivals in einem offenen Brief den Umgang der Berlinale mit dem Gaza-Krieg kritisiert. In dem Dokument, das am Montagabend (12. Februar) auf Instagram und als Google Dokument veröffentlicht wurde, heißt es: "Als Auftragnehmer der Berlinale, die die lautstarke und prinzipielle Erfolgsbilanz des Festivals bei der Verteidigung humanitärer Werte bewundern, haben wir das Bedürfnis, eine Position anzubieten, die auf der Erklärung des Festivals zur aktuellen humanitären Krise in Gaza (19. Januar 2024) aufbaut."
Die Berlinale, die als überaus politisches Filmfestival gilt, hatte am 19. Januar ein von den Co-Direktoren Mariette Rissenbeek (68) und Carlo Chatrian (52) unterzeichnetes offizielles Statement herausgegeben, in dem es heißt: "Unser Mitgefühl gilt allen Opfern der humanitären Krisen in Nahost und darüber hinaus. Wir möchten, dass das Leid aller wahrgenommen wird und mit unserem Programm verschiedene Perspektiven auf die Komplexität der Welt eröffnen."
Wunsch nach stärkerem Dialog während der Berlinale
"Da die Welt Zeuge eines unvorstellbaren Verlusts an zivilen Leben in Gaza ist - darunter auch von Journalisten, Künstlern und Filmschaffenden - sowie der Zerstörung eines einzigartigen kulturellen Erbes, brauchen wir eine stärkere institutionelle Haltung", heißt es nun als Antwort darauf in dem offenen Brief, der unter anderem von Vertragspartnern der Sektionen Panorama, Forum und Generation unterzeichnet wurde.
Geäußert wird im Anschluss der Wunsch, dass sich das Festival "aktiver und diskursiver mit der Dringlichkeit und Realität des Augenblicks auseinandersetzt, indem es aus eigener Initiative und Gestaltung in den großen Häusern, die wir Kinos nennen, Dialogräume schafft". Doch dies sei nach Ansicht der Brief-Autorinnen und Autoren derzeit nicht geplant, sodass keine "längere Begegnung" zwischen Publikum und Fachleuten im Rahmen des Filmfestivals möglich sei.
Zugleich wird in dem Brief ein "sofortiger Waffenstillstand und die Freilassung aller Geiseln" im Gaza-Streifen gefordert. Der "Ruf nach Frieden und Befreiung" würde sich dabei mit vorherigen Grundsätzen des Festivals decken, "die der Berlinale eine einzigartig angesehene Stellung in der Kulturlandschaft eingebracht" hätten.