Fast 200 Leichen hat das Ehepaar, die Besitzer des Return to Nature Funeral Home, missbraucht, wie t-online berichtete. Vergangenes Jahr entdeckten Ermittler:innen verwesende Körper auf dem Grundstück der Hallfords in der Nähe von Colorado Springs, nachdem Nachbarn einen furchtbaren Geruch gemeldet und die Behörden eingeschaltet hatte.
Luxusleben auf Kosten der Trauernden
Staatsanwältin Rachael Powell schilderte die Situation auf The Guardian mit schaurigen Worten:
Die Leichname lagen auf dem Boden, waren auf Regalen gestapelt, auf Tragen zurückgelassen, übereinandergelegt oder einfach in Räumen aufgetürmt.
Die Angehörigen der Verstorbenen, deren Körper entdeckt wurden, seien „zutiefst und dauerhaft empört".
Angehörige erhielten zudem gefälschte Totenscheine, die die Einäscherung der Verstorbenen bestätigten. Laut t-online haben die angeblich beauftragten Einrichtungen jedoch an den angegebenen Tagen gar keine Einäscherungen für das Return to Nature Funeral Home durchgeführt. Zertifikate, die die Echtheit der übergebenen Asche bestätigen sollten, wurden ebenfalls nicht ausgestellt.
Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, nutzten Jon und Carie Hallford die Gelder ihrer Kunden sowie knapp 900.000 Dollar an Pandemiehilfen für ein verschwenderisches Leben: Urlaubsreisen, Schönheitsbehandlungen und Luxusgüter wie Schmuck und Autos zählten zu ihren Ausgaben. Darüber hinaus investierten sie etwa 31.000 Dollar in Kryptowährungen.
Die Konsequenzen
Dem Ehepaar stehen nun lange Haftstrafen bevor: Jon Hallford drohen 20 Jahre und seiner Frau Carie zwischen 15 und 20 Jahren Gefängnis. Auch sollen sie an die betroffenen Familien Entschädigungszahlungen zahlen. Der genaue Betrag ist laut The Guardian noch nicht festgelegt. Weitere Anklagepunkte wie Diebstahl, Urkundenfälschung und Geldwäsche werden bei Annahme des Deals fallengelassen.
Nicht alle Hinterbliebenen sind mit diesem Deal einverstanden. Einige forderten in einer Anhörung längere Haftstrafen und werden bei der Urteilsverkündung am 18. April vor Gericht sprechen dürfen.
Langjährige Folgeschäden für die Hinterbliebenen
Der emotionale Schaden für die betroffenen Familien ist enorm. Allein die Vorstellung, dass ihre verstorbenen Angehörigen zum Teil jahrelang in einem Raum mit anderen Leichen verwesten, ist belastend. Viele verstreuten die vermeintlichen Überreste ihrer Liebsten an symbolträchtigen Orten, nahmen sie auf Reisen mit oder bewahrten sie zu Hause in Ehren auf – ohne zu wissen, dass es sich nicht um die Asche ihrer Verstorbenen handelte.
Diese grausame Wahrheit hat den Trauerprozess zahlreicher Familien unwiderruflich gestört und die gesamte Gemeinde tief erschüttert.
Der Bundesstaat Colorado war bislang für seine schwachen Regulierungen im Bestattungswesen bekannt. Erst kürzlich wurden die Vorschriften verschärft, um solche schockierenden Vorfälle künftig zu verhindern. Bereits im November 2020 sorgte ein ähnlich erschütternder Fall für Aufsehen: Eine 48-jährige Bestattungsunternehmerin und ihre Mutter wurden zu jeweils 20 Jahren Haft verurteilt, nachdem bekannt wurde, dass sie mit Leichenteilen gehandelt hatten, wie Welt berichtete.
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Verwendete Quellen:
t-online: Schrecklicher Fund: Bestatterpaar legt Geständnis ab
The Guardian: Colorado funeral home owners plead guilty to 191 counts of corpse abuse