Das Drama eines Erbes: 92-Jährige zerreißt Testament und stürzt Verwandte in einen Rechtsstreit

Ein erbitterter Rechtsstreit tobt am Londoner High Court. Grund dafür ist die als eigenwillig bezeichnete Carry Keats, die nur wenige Wochen vor ihrem Tod im Februar 2022 ihr Testament zerrissen hat. Den Hinterbliebenen - eine Schwester und fünf Cousins und Cousinen - stellt sich nun die Frage aller Fragen: Wurde der letzte Wille der 92-Jährigen dadurch rechtswidrig widerrufen, oder bleibt er gültig?

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© Peter Dazeley@Getty Images
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Der Nachlass von Mrs Keats ist nicht unbedeutend: Wie die DailyMail berichtete, umfasst das kleine Vermögen ein gut laufendes Wohnmobil-Gelände und umfangreiche Ländereien in Wiltshire. Insgesamt wird das Erbe auf rund 800.000 Pfund (rund 960.000 Euro) geschätzt. Doch nachdem die 92-Jährige ihr Testament auf dem Totenbett fast vollständig zerrissen hat, müssen ihre nächsten Verwandten nun um ihr Erbe bangen.

Die Geschichte des Familienzwists

Im Jahr 2020 setzte Mrs Keats ihre entfernten Cousins und Cousinen als Haupterb:innen ein, darunter David Crew und dessen Schwester Angela, mit denen sie über Jahrzehnte freundschaftlich verbunden war. Ebenso sind die Cousins zweiten Grades, Kevin, Jason und Leon Whitehorn, Teil des Erbstreits. Ihre jüngere Schwester, Josephine Oakley, sollte leer ausgehen, da ihr Untreue vorgeworfen wird – ein Verhalten, das laut Oakleys Anwalt Christopher Jones der „eigenwilligen und konservativen“ älteren Schwester zutiefst missfiel.

Laut der DailyMail gestand David Crew dem Richter im Zeugenstand:

Carry mochte ihre Schwester nicht, wegen all der verschiedenen Dinge, die in der Vergangenheit vorgefallen waren – nicht nur wegen geliehenen Geldes, sondern auch wegen Untreue in ihrer Ehe. Ich weiß, was Carry mir gesagt hat. Sie war von ihrer Schwester aufgrund dieser Untreue angewidert.

Doch vor ihrem Tod wurde aus der Hass-Liebe der Schwestern wieder ein engeres Verhältnis. Oakley versorgte ihre neun Jahre ältere Schwester während ihrer letzten Lebensjahre, besuchte sie regelmäßig und kümmerte sich um ihre Angelegenheiten.

Auf der anderen Seite litt die Beziehung zu ihren weiteren Verwandten aufgrund eines Kommentars der Crews, die alte Dame bei weiteren gesundheitlichen Rückfällen in ein Pflegeheim zu bringen. Zutiefst gekränkt von dieser Aussage zog Mrs Keats ihre Anwältin Hafwen Webb zu Rate.

Der Streit geht weiter

Im Januar 2022 erreichte das Familiendrama dann seinen Höhepunkt. Auf ihrem Sterbebett äußerte Mrs. Keats den Wunsch, ihr Testament zu widerrufen – und setzte dies um, indem sie das Dokument zu drei Vierteln zerriss. Das letzte Viertel blieb intakt, da die schwerkranke Frau körperlich zu schwach war. So bat sie ihre langjährige Vertraute Webb, den Rest zu vollenden.

Webb äußerte im Zeugenstand keinen Zweifel über die geistigen Fähigkeiten der Sterbenden:

Ihr Charakter hatte sich nicht verändert. Sie war immer noch die gleiche alte Carry. Sie wusste, wer ich war und warum ich dort war. Ich habe ihr wiederholt gesagt, dass Jo erben würde, falls sie ohne Testament stürbe. Sie meinte, ihr Vater wäre darüber erfreut. Ich erklärte ihr, dass sie das Testament zerreißen könne, um es aufzuheben. Sie war nicht glücklich darüber, dass das Testament noch bestand. Sie gab mir Anweisungen, und daraus schloss ich, dass sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte war.

Vor allem David Crew zweifelt allerdings weiterhin die Gültigkeit des Widerrufs an, da Mrs Keats das Dokument nicht selbst vollständig zerrissen habe.

Eine endgültige gerichtliche Entscheidung steht noch aus. Nach einer ausführlichen Anhörung aller Parteien ist der Richter der Klage noch nicht gefolgt und hat das Urteil vertagt.

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Verwendete Quellen:

DailyMail: Woman who tore up her will with her bare hands on her deathbed in an attempt to leave her relatives with nothing sparks court battle over £800k fortune

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