Donald Trumps Mentor und enger Vertrauter: Wer war Roy Cohn?

Er galt als rücksichtslos, schreckte auch vor Manipulationen nicht zurück. Roy Cohn prägte Donald Trumps Stil und damit den der US-Politik maßgeblich.

Roy Cohn, Donald Trump, Mentor
© Sonia Moskowitz@Getty Images
Roy Cohn, Donald Trump, Mentor

Er war die Inspiration für den bösartigen Anwalt von Mr. Burns in Cartoon-Serie The Simpsons: Roy Cohn (1927–1986). Cohn ist in den USA eine Figur, bei der viele an düstere Machtspiele und Manipulation denken. Der in den 50er-Jahren als juristischer Berater des berüchtigten US-Senator Joseph McCarthy bekannt gewordene Cohn machte mit seiner skrupellosen Suche nach Kommunisten und vermeintlichen Staatsfeinden in der amerikanischen Regierung Schlagzeilen. Dieser Mann sollte später zum Mentor von Donald Trump werden und ihm den Aufstieg zur Macht ermöglichen.

Roy Cohn prägt die USA seit 70 Jahren

Seine Verbindungen zur Mafia, die Teilnahme an Partys im legendären Studio 54 und ein unvergleichlich skrupelloser Umgang mit der Wahrheit sicherten ihm schließlich den Ruf als "der bösartige Forrest Gump" des 20. Jahrhunderts, wie das renommierte Magazin Esquire ihn betitelte.

Auch nach seinem Tod Mitte der 80er bleibt seine Präsenz in Amerikas kollektiver Erinnerung lebendig – eine Figur der Verführung, Macht und, wie Thomas Mallon, Autor des Romans Fellow Travelers aus dem Jahr 2006, es formulierte, ein "Vampir", der das heutige Amerika maßgeblich mitgeprägt habe. "Insofern er Trumps Denken und Verhalten beeinflusst hat, wird klar, dass Cohn die Republik, wenn auch sporadisch, seit 70 Jahren prägt."

Cohns Devise: "Angriff, Gegenschlag und niemals entschuldigen"

Cohn, ein jüdischer und homosexueller Mann, ein zwielichtiger Anwalt und Schrecken der Anwaltskammer, war in gewisser Hinsicht brillant – und absolut skrupellos. Um 1951 scheute er nicht davor zurück, illegale Gespräche mit dem Richter zu führen, um das Todesurteil für Julius und Ethel Rosenberg als sowjetische Spione zu sichern. Er war ein genialer Strippenzieher, der stets sein Ziel vor Augen hatte – und im Zweifelsfall auch absolut skrupellos agierte. Und er hatte sowohl Kontakte zur Mafia, als auch zu Prominenten wie Ronald und Nancy Reagan. Dieser Roy Cohn wurde in den 70er Jahren zum Mentor und engem Weggefährten von Donald Trump.

In den 70er-Jahren wurden Donald Trump und sein Vater erstmals von der US-Regierung wegen Diskriminierung schwarzer Mieter ihrer Wohnungen verklagt wurde. Damals traf Donald den Anwalt – ein Schlüsselmoment in Trumps Leben. Cohn übernahm den Fall, gab Trump einen entscheidenden Rat: Statt aufzugeben, sollte er gegen das Justizministerium klagen. Der Fall wurde schließlich beigelegt – und die Lektion saß tief.

Konflikte dominieren und vom "Schreckwert" profitieren

Cohn vermittelte Trump sein Hauptprinzip: "Angriff, Gegenschlag und niemals entschuldigen." So brachte es die Washington Post 2016 in einem Artikel auf den Punkt. Tatsächlich hatte der Anwalt selbst in den 1970ern in einer Fernsehsendung damit geprahlt, dass seine Mandanten von seinem "Schreckwert" profitieren würden. Seine Gegner wüssten nämlich, dass "alle möglichen schlimmen Konsequenzen folgen", wenn sie sich nicht beugen.

Diesen Stil sollte Trump später nicht nur in seiner Immobilienkarriere anwenden, sondern auch als Politiker und US-Präsident zur Kunstform erheben. Cohns Einfluss machte Trump in den 80er-Jahren zu einem gnadenlosen Geschäftsmann, der Konflikte suchte, um sie zu dominieren und stets die Oberhand zu gewinnen. Und offensichtlich hat sich diese Vorgehensweise für Trump gelohnt. Denn dank Cohn wurde er zu einer Persönlichkeit, die Millionen anzog und abstieß. Seine Faszination für die US-Bürger ist ungebrochen, was die Umfragewerte des Ex-Präsidenten deutlich zeigen.

Cohns Name wird von Trump-Anhängern in Ehren gehalten

Auch unter Trumps engsten Verbündeten lebt Cohns Name fort. Als Steve Bannon, einst ein enger Berater Trumps, 2023 das Vorwort zur Neuauflage der Biografie Citizen Cohn schrieb, nannte er diesen "eine der außergewöhnlichsten, dämonisiertesten und missverstandensten Figuren des 20. Jahrhunderts". Für Bannon steht fest: Cohns Geist und Taktik leben in Trumps Kampf gegen das politische Establishment und die Medien weiter. Und das wertet er – stellvertretend für andere Trump-Anhänger – als eine positive Angelegenheit.

Die amerikanische Reality-Show The Apprentice katapultierte Trump in die Herzen und Wohnzimmer von Millionen Menschen. Die Show, in der Trumps Ausdruck "You’re fired" zum Markenzeichen wurde, diente als Paradebeispiel seiner unverblümten Philosophie, bei der das Leben einem gnadenlosen Wettbewerb gleicht, in dem das Überleben der Stärksten gefeiert und Schwäche bestraft wird. Denn in der von Donald Trump produzierten und moderierten Sendung schied der "große Boss" Kandidaten, die sich eine Position in der Chefetage des Unternehmens erhofften, Runde für Runde aus. Berühmt wurde die Show dabei weniger für die Erfolge der Gewinner als für die Demütigung der Verlierer.

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Verwendete Quellen:

Bbc.com. Roy Cohn: The mysterious US lawyer who helped Donald Trump rise to power

Lemonde.fr. 'The Apprentice' by Ali Abbasi: How Roy Cohn created Donald Trump

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