Fast zwei Jahre nach dem Verschwinden von Émile Soleil am 8. Juli 2023 ist der Fall weiterhin ungelöst – doch es gibt Fortschritte. Ende März sind neue, äußerst beunruhigende Erkenntnisse ans Licht gekommen, die die Ermittler:innen nun in Richtung vorsätzlichen Tötungsdelikts und Verbergung einer Leiche führen. Aus diesem Grund wurden am Dienstag, dem 25. März 2025, vier Familienmitglieder des Kindes, darunter auch Émiles Großvater, vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen. Die Maßnahme wurde am Donnerstag, dem 27. März, aufgehoben.
Parallel dazu soll laut Informationen von Paris Match eine Durchsuchung der Wohnung von Pater Gilliot, dem Priester, der Émile getauft hatte, im Gange gewesen sein.
Welche Rolle spielt Pater Gilliot im Fall Émile?
Claude Gilliot, Islamwissenschaftler und emeritierter Professor an der Universität Aix-Marseille, war ein Dominikanerpriester des Bistums Aix-en-Provence. Er stand der Familie Vedovini nahe und hatte den kleinen Émile getauft. Doch der Geistliche nahm sich am 15. März dieses Jahres das Leben.
Nach Angaben seiner Schwester kam es nach der Veröffentlichung eines Fotos von Émile in den Medien zu Spannungen zwischen ihm und der Familie. Ein Schritt, der besonders Philippe Vedovini, dem Großvater des Jungen, übel aufgestoßen sein soll – ihm zufolge ein unverzeihlicher Vertrauensbruch.
Wie Paris Match weiter berichtet, soll Vedovini sogar Drohungen gegen den Priester ausgesprochen haben, nachdem dieser seinerseits den Verdacht geäußert hatte, dass Vedovini in das Verschwinden von Émile verwickelt sein könnte. Die Familie habe daraufhin beschlossen, die Kapelle, in der Pater Gilliot tätig war, zu boykottieren und schließlich seine Absetzung gefordert.
Warum wurde das Zuhause des Priesters durchsucht?
Die Durchsuchung der Wohnung des Priesters erfolgt im Zusammenhang mit seinem Tod am 15. März. Pater Gilliot wurde tot in seiner Wohnung in Aix-en-Provence aufgefunden. Er war zu diesem Zeitpunkt 85 Jahre alt.
Obwohl das Bistum Aix und Arles in einer Mitteilung vom 25. März 2025 den Tod als "natürlich" bezeichnete, bestätigt dies die Polizei nicht. Die Gendarmerie geht vielmehr von Suizid aus – laut ihren Angaben durch "eine massive Medikamenteneinnahme".
Das Leben des Priesters soll laut seiner Schwester aus dem Gleichgewicht geraten sein, als er aus dem Bistum ausgeschlossen wurde – etwas, das er sehr schlecht verkraftet habe. Auch Journalist:innen von Paris Match, denen er sich "mehrfach und noch bis Januar 2025" anvertraut haben soll, bestätigen dies. Seine Aussagen lauteten unter anderem: "Ich versinke in Verzweiflung" oder "Ich durchlebe ein wahres Martyrium".
Zum Zeitpunkt seines Todes hinterließ er einen Abschiedsbrief in seiner Wohnung, in dem weder sein Gemütszustand noch das Verschwinden von Émile erwähnt werden – lediglich Botschaften der Liebe.
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Verwendete Quelle:
Paris Match:Mort d’Emile : une perquisition en cours au domicile du père Claude Gilliot
Aus dem Französischen übersetzt von Femme Actuelle