Als damals ans Tageslicht kam, welche Gräueltaten der Österreicher Josef Fritzl verübt hatte – noch dazu an der eigenen Tochter – stand die Welt unter Schock. Jetzt berichtet eine Schwedin in einer neuen Doku über ihre Erlebnisse: Sie war vom "schwedischen Josef Fritzl" entführt worden.
Opfer des "schwedischen Josef Fritzl" enthüllt: "Ich fürchtete um mein Leben"
Isabel Eriksson – wie ihr Alias zum Schutz ihrer Identität lautet – war 2015 von Dr. Martin Tenneborg entführt worden. Sie arbeitete in Stockholm als Escort und er gab sich als Kunde aus. Im Laufe des Abends soll er ihr Rohypnol verabreicht haben.
Dann entführte er sie auf einen abgelegenen Bauernhof, der über 500 km entfernt in Südschweden liegt. Als die Blondine aufwachte, habe sie Panik bekommen und um ihr Leben gefürchtet, wie sie schildert:
Ich erinnere mich, dass er mich mit Erdbeeren gefüttert hat. Daran erinnere ich mich. Es ist sehr schwer, darüber zu sprechen. Aber danach schlief ich ein und alles war komplett schwarz. Ich sah ein Blechdach und einen Mann, der auf einem Stuhl neben mir saß und mich einfach ansah. Und ich sah, dass ich eine Nadel in meinem Arm hatte, die ich hastig herauszog. Dann sagte er, dass er mich entführt hat und mich für ein paar Jahre einsperren wird.
Josef Fritzl als Vorbild genommen: Entführer hatte Tat jahrelang geplant
Tenneborg habe ihr erklärt, dass sie niemals aus dem Bunker ausbrechen könne: Er sei nicht nur schalldicht isoliert und sämtliche Wände verstärkt – auch die Tür ähnele der eines Bank Tresors und Isabel könne sie "niemals alleine öffnen". Mit dem Umbau soll der Mann mutmaßlich bereits zwischen 2009 und 2010 begonnen haben.
Der Plan des freiberuflichen Arztes sei gewesen, die schöne Blondine als Sexsklavin zu halten – so, wie Josef Fritzl das damals mit seiner eigenen Tochter gemacht hatte. Vor Gericht erklärte Tenneborg später, sie habe "seine Freundin" sein sollen, die für ihn kocht und putzt – und zwei oder drei Mal am Tag mit ihm schläft.
In Doku enthüllt: Täter bekam kalte Füße – Isabel Eriksson gelang die Flucht
Dafür untersuchte er in einem eigenen Labor sogar Blutproben und Vaginalabstriche der heute 47-Jährigen auf Geschlechtskrankheiten. Denn Tenneborg wollte ungeschützten Sex mit ihr haben. All das enthüllt Eriksson in einer Doku, die bei Viaplay gestreamt werden kann.
Nach wenigen Tagen bekam ihr Entführer aber kalte Füße: Mehrere Medien berichteten über Erikssons Verschwinden. Daraufhin fuhr er mit ihr zurück nach Schweden, wo sie auf einer Polizeiwache "mit einer glaubwürdigen Geschichte" klarmachen solle, dass alles in Ordnung und sie nicht in Gefahr sei.
Der Blondine gelang es aber, trotz der Anwesenheit ihres Entführers, Zweifel bei den Beamt:innen zu sähen, die sie dann zu einer Einzelbefragung mitnahmen. Dort schilderte sie dann, was passiert war – und Tenneborg wurde festgenommen. Später wurde er vom Gericht zu acht Jahren Haft verurteilt und gilt nun als der "Josef Fritzl Schwedens".
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Verwendete Quelle:
Mirror: "I was imprisoned in a bunker by 'Sweden's Josef Fritzl' and feared for my life