Laut DerStandard wurde die Te'omim-Höhle 1873 entdeckt. Es folgten mehrere Grabungskampagnen in den 1920-er Jahren. 2009 wurden erneute Untersuchungen mehrerer israelischer Universitäten und Institutionen durchgeführt, deren Funde besonders die Aufmerksamkeit zweier israelischen Archäologen erregte.
Hinweise auf Totenbeschwörung
Der arabische Name des mystischen Ortes, Maġārat Umm at-Tauʾamīn, bedeutet übersetzt „Höhle der Mutter von Zwillingen“. Dies verweist auf Überlieferungen, die dem Quellwasser der Höhle Heilkräfte und Fruchtbarkeit zuschreiben: So soll eine unfruchtbare Frau einst Wasser aus der Höhle getrunken haben und daraufhin mit Zwillingen schwanger geworden sein.
Doch die Bedeutung der Zwillingshöhle reicht vermutlich noch viel weiter. Archäologische Funde aus der neolithischen, kupferzeitlichen, bronze- und eisenzeitlichen sowie römischen und byzantinischen Epoche haben auch Unheimliches ans Licht gebracht: Neben Waffen, Münzen, Tongefäßen, Keramiklampen und Metallwaffen fanden sich menschliche Schädel.
Die Forscher Eitan Klein von der Israelischen Altertumsbehörde (IAA) und Boaz Zissu von der Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan bei Tel Aviv widmeten der Beziehung zwischen den Fundobjekten besondere Aufmerksamkeit. Sie vermuten, dass diese einer nekromantischen Funktion dienten, also zur Totenbeschwörung verwendet wurden.
Das Magazin Future Zone zitierte Klein:
Die Te’omim-Höhle in den Hügeln Jerusalems weist alle kultischen und physischen Elemente auf, die notwendig sind, um als mögliches Portal zur Unterwelt zu dienen.
Rituelle Praktiken mit Schädeln und Feuer
Schädel spielten eine zentrale Rolle in der Totenbeschwörung. Laut Future Zone belegen historische Berichte aus der römischen und griechischen Antike, dass menschliche Schädel für solche makabren Rituale verwendet wurden. In der jüdischen Geschichte gibt es zwar nur wenige Hinweise darauf, doch es ist wahrscheinlich, dass jüdische Religionsführer von der Existenz solcher Praktiken in der griechisch-römischen Welt wussten.
Doch nicht nur die Funde selbst sprechen für diese Interpretation, sondern auch ihre Anordnung. Wie DerStandard berichtete, wurde ein Schädel in der Mitte von vier keramischen Öllampen aus dem 3. oder 4. Jahrhundert positioniert, die in schwer zugänglichen Spalten steckten. Dies deutet darauf hin, dass die Lampen wohl nicht nur der Beleuchtung der Höhle dienten.
Die Lampen selbst hatten in der antiken Welt eine kultische Bedeutung. Ihre flackernden Flammen galten als Manifestationen von Geistern, Göttern oder Dämonen, die Botschaften aus dem Jenseits überbrachten und zu wahrsagerischen Zwecken genutzt wurden.
Die Forschungsberichte wurden 2023 unter dem Titel Oil Lamps, Spearheads and Skulls: Possible Evidence of Necromancy during Late Antiquity in the Te’omim Cave, Judean Hills in der Harvard Theological Review veröffentlicht.
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Verwendete Quellen:
DerStandard: Hinweise auf Rituale zur Totenbeschwörung in israelischer Höhle
Future Zone: Schauriger Fund unter Jerusalem: Archäologen entdecken „mögliches Portal zur Unterwelt“