"Magisches Ritual": Forscher entdecken psychedelische Wirkstoffe in antikem ägyptischen Becher

Die alten Ägypter sind auch heute noch für Überraschungen gut. Ein Forscherteam entdeckte nun erstaunliche Substanzen an einem antiken Bes-Becher.

Forscher finden heraus, dass die alten Ägypter einen Cocktail aus Psycho-Drogen zu sich nahmen
© DEA / G. DAGLI ORTI@Getty Images
Forscher finden heraus, dass die alten Ägypter einen Cocktail aus Psycho-Drogen zu sich nahmen

Drogenkonsum im antiken Ägypten? Augenscheinlich ein Fakt und kein Mythos. Forscher der University of South Carolina fanden an einem alten Becher aus Ägypten nun Rückstände psychedelischer Drogen. Sie vermuten, das könne mit "magischen Ritualen" der damaligen Zeit zusammenhängen.

Forscherteam untersucht 2 000 Jahren alten Becher aus Ägypten

Bei dem Gefäß, dass Professor Davide Tanasi und sein Team untersucht haben, handelt es sich um einen sogenannten Bes-Becher. Diese heißen so, weil auf ihnen der Kopf des Gottes – oder auch Schutzdämons, je nach Überlieferung – Bes abgebildet ist. Er stand bei den alten Ägyptern für Fruchtbarkeit, medizinische Heilung, Schutz und magische Reinigung.

Der untersuchte Becher wurde 1984 als Spende an das Tampa Museum of Arts übergeben, dieses hat Tanasi und seinem Team erlaubt, Proben abzukratzen und die Substanzen mit Hilfe von fortgeschrittener Technologie und chemischen Analysen zu untersuchen.

Überraschende Entdeckung: psychedelische Wirkstoffe und Heilmittel klebten am Becher

Während bei anderen Kulturen bereits erwiesen ist, dass etwa Opium und/oder Cannabis bereits vor mehreren Tausend Jahren zu bestimmten Zwecken und Angelegenheiten genutzt wurden, war dies in Bezug auf Ägypten bisher eher eine Vermutung denn Tatsache.

Nun konnten die Forscher:innen rund um Tanasi nachweisen, dass es tatsächlich auch bei den alten Ägyptern im Rahmen einiger Rituale zum Konsum von psychedelischen Substanzen kam. Darüber berichten sie in einem Artikel, der im Scientific Reports Fachblatt erschien. Dort schreibt Tanasi unter anderem:

Zum ersten Mal konnten wir dadurch die chemischen Signaturen der Flüssigkeit identifizieren, die einst in diesem Bes-Gefäß enthalten war – das ist noch nie zuvor gelungen.

Am Becher fanden die Forscher:innen neben Rückständen von Körperflüssigkeiten und typischen Zutaten wie Honig, Körnern, Weintrauben und Lakritze auch jene von Pflanzen gefunden, die medizinisch-hilfreiche und/oder psychoaktive Eigenschaften besitzen.

Vermutung: Dieser Drogencocktail wurde im Rahmen von "magischen Ritualen" verwendet

Während Museumsangestellte zunächst lange rätselten, wofür die Bes-Becher früher verwendet wurden – die Vermutung lag aber nah, dass es sich nicht zwingend um alltägliche Nutzgegenstände handeln müsse. Das erklärte Branko van Oppen, Mitarbeiter des Tampa Museum of Art und Co-Autor der Studie rund um den Becher:

Schon seit langem spekulieren Ägyptologen darüber, welche Funktion diese Gefäße hatten: Ob sie im Alltag verwendet wurden, für religiöse Zwecke oder in Ritualen.

Der federführende Professor, Davide Tanasi ergänzt später:

Mit unseren Analysen haben wir wissenschaftliche Beweise dafür gefunden, dass die Überlieferungen zu den Bes-Ritualen eine reale Basis hatten.

Durch die Forschungsergebnisse seien sie nun also fast sicher, dass die Becher im Rahmen von magischen und/oder heiligen (Schutz-)Ritualen genutzt wurden, möglicherweise vor allem rund um Schwangerschaften.

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Verwendete Quelle:

Scientific Reports/nature.com: Multianalytical investigation reveals psychotropic substances in a ptolemaic Egyptian vase

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