Weihnachten steht vor der Tür und für den ein oder anderen fängt damit der größte Stress des Jahres an. Für die meisten dürfte diese besonders besinnliche Zeit des Jahres jedoch auch mit so manchen Traditionen verbunden sein, wie zum Beispiel dem alljährlichen Anschauen alter Klassiker wie Der kleine Lord. Zu jenen dürfte in ein paar Jahren sicherlich auch der Film BACH - Eine Weihnachtsgeschichte gehören, der in diesem Jahr gedreht wurde.
Mit Weihnachten rückt auch der alljährliche Nikolaustag näher. Am kommenden Freitag, den 06. Dezember, können sich Kinder wieder über süße Überraschungen in ihren Stiefeln freuen. Etwas anders jedoch wird die Nikolaus-Tradition auf der Nordseeinsel Borkum begangen - zumindest bisher. Wie Deutschlandfunk Kultur berichtet hat zuletzt ein Brauch deutschlandweit für Entsetzen gesorgt, der laut örtlichen Erzählungen noch auf die Zeit der Wahlfänger zurückgeht.
Traditionell ziehen in der Nacht auf Nikolaus unverheiratete Männer verkleidet durch die Straßen und hauen Frauen mit einem Kuhhorn auf den Hintern. Anlässlich der alljährlichen Rückkehr der Walfänger haben diese - so die Überlieferung - mit dem Brauch gezeigt, dass nun wieder sie das Sagen haben und nicht die Frauen. Lange war die Tradition deutschlandweit eher unbekannt - nun hat jedoch ein Zwischenfall das Ganze zu einem landesweiten Thema gemacht.
Deutschlandweites Entsetzen wegen Reportage
Der sogenannte "Klaasohm"-Brauch sorgte erstmals deutschlandweit für Aufsehen, nachdem das ARD-Magazin Panorama - Die Reporter von der Tradition berichtet hatte und zudem Aufnahmen in Umlauf gelangten, bei denen Frauen explizit von Männern festgehalten und dann mit den Kuhhörnern aufs Gesäß geschlagen wurden. Im Beitrag von Panorama hatte es zudem anonyme Meldungen gegeben, die von derartigen gewaltsamen Übergriffen berichtet hatten.
In der Folge war laut Berichten der BILD-Zeitung und des NDR vom Veranstalter, dem Verein Borkumer Jungens e.V. 1830, angekündigt worden, dass der "Brauch des Schlagens" abgeschafft werden sollte. Man wolle den Fokus auf das legen, was das Fest tatsächlich ausmache - nämlich den Zusammenhalt der Menschen. Zudem entschuldigte man sich "für die Gewaltausübungen der jüngeren Vergangenheit". Damit niemand "Angst vor Übergriffen" haben müsse, soll zudem in der Nacht von Donnerstag auf Freitag die Polizei verstärkter im Einsatz sein.
Geteilte Meinungen zu Abschaffung des Brauchs
Im Nachgang hatte es zu dieser Nachricht jedoch einiges an Kritik gegeben. Neben E-Mails und sonstigen Benachrichtigungen haben sich zudem auch einige Borkumer Frauen dafür stark gemacht, dass der "Klaasohm"-Brauch erhalten bleibt. Mehr als hundert Frauen haben mit Kuhhörnern auf der Straße demonstriert. Das Ganze verlief weitgehend friedlich, wie es heißt.
Kritik an dem Brauch kam wiederum von der niedersächsischen Innenministerin Daniela Behrens, die die Abschaffung der Tradition befürwortete. Es sei "folgerichtig und überfällig", dass der Verein entsprechend reagiert habe. "Brauchtum und Tradition können und dürfen niemals Rechtfertigung für Gewalt an Frauen sein.", so die Politikerin. Derartige Themen sind immer wieder Gegenstand von Diskussionen - auch Sängerin Lena Meyer-Landrut sprach sich bereits gegen Gewalt an Frauen aus und machte sich für Opfer stark.
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Verwendete Quellen:
BILD: "Klaasohm auf Borkum: Frauen protestieren FÜR brutalen Brauch"
NDR: "Ministerin: Polizei soll Frauen auf Borkum an 'Klaasohm' schützen"
Deutschlandfunk Kultur: "Frauen demonstrieren auf Borkum für Erhalt des 'Klaasohm'-Brauches"
