Schauspieler Sven Waasner (44) ist seit 2020 Teil der ARD-Telenovela "Sturm der Liebe" (montags bis freitags um 15:10 Uhr im Ersten). Als Erik Vogt erspielte er sich im Laufe der Jahre den Status als Fanliebling. Wie groß die Fanliebe ist, dazu kann auch er - wie jede und jeder im Cast - einiges erzählen. Im Interview mit spot on news erzählt der gebürtige Forchheimer, Oberfranken, aber auch über seine beruflich und menschlich prägende Zeit in New York, in die auch die katastrophalen Terroranschläge gefallen sind.
Die Telenovela "Sturm der Liebe" ist bekannt für ihre ganz besonders intensive Fan-Bindung. Was haben Sie in diesem Zusammenhang schon erlebt?
Sven Waasner: Wir alle vom "Sturm der Liebe"-Cast werden tatsächlich relativ oft angesprochen - vermutlich, weil es am Tag ja doch auch zwei Millionen Menschen ansehen. Für mich ist das Besondere, dass es immer nett und sympathisch ist. Ganz egal wann und wo. Die Menschen sind immer völlig aus dem Häuschen, und das ist wirklich sehr schön zu erleben.
Welches Fan-Erlebnis ist zuletzt passiert?
Waasner: Am Wochenende war ich in Hamburg und vor dem Hauptbahnhof sprang mich ein Mann an: "Erik, Erik, Erik!" Das ist mein Rollenname und ich höre ja inzwischen mehr auf meinen Rollennamen als auf meinen eigenen Namen. Wenn irgendwer am Hauptbahnhof "Sven" ruft, denke ich: Der meint bestimmt nicht mich. Aber wenn einer "Erik" ruft, weiß ich sofort, dass ich gemeint bin. (lacht)
Ihre Fans schätzen vor allem die Liebeswürdigkeit von Erik Vogt. Wie würden Sie ihn beschreiben?
Waasner: Wenn man Erik fragen würde, ob er lieb und nett ist, würde er es sofort verneinen. Er ist ja schon auch sehr egozentrisch, es geht eigentlich immer um ihn. Wenn er anderen hilft, bereut er es immer sofort. Aber insgeheim ist er doch immer stolz. Ansonsten ist er eher ein nerviger Chef und ein nerviger Angestellter. Aber dadurch, dass er dann ab und zu wieder seine Liebeswürdigkeit zeigt, macht es das umso spannender.
Sie haben 2020 beim "Sturm" angefangen. Das war mitten in der Corona-Pandemie. Was bedeutet das rückblickend betrachtet für Sie?
Waasner: In der Corona-Zeit war es natürlich ein absolutes Geschenk. So viele Kolleginnen und Kollegen waren damals zum Herumsitzen und Abwarten verdammt, weil nur wenige Produktionen gedreht wurden. Das Einzige, was immer weiterproduziert wurde, waren die täglichen Serien. Wenn man dann ausgerechnet da ein Angebot bekommen hat, war das natürlich schon außergewöhnlich. Abgesehen davon ist diese Art von Arbeit, also Teil einer langlaufenden Serie zu sein, die einzige Möglichkeit, in Deutschland von diesem Beruf leben zu können. Seit meinem "Sturm"-Engagement geht es mir beruflich sehr gut und es macht auch nach wie vor total viel Spaß. Es ist wirklich jeden Tag eine Freude, zur Arbeit zu kommen.
Was ist vom Genre her das Besondere an "Sturm der Liebe"?
Waasner: Bei uns passiert einfach alles und wir sind auf kein Genre festgelegt. Wir sind Liebesfilm, Romantikkomödie, Arztserie, Kriminalgeschichte... Und auch von den Kolleginnen und Kollegen her ist es immer spannend. Das liegt sicher auch daran, dass es einen festen Cast-Stamm gibt und immer auch wechselnde Rollen und Schauspielerinnen und Schauspieler. Ich persönlich hatte auch immer großes Glück mit meinen Spielpartnern und Spielpartnerinnen in "Sturm der Liebe".
Dabei haben Sie mit der ehemaligen "Sturm der Liebe"-Schauspielerin Viola Wedekind auch Ihr privates Glück gefunden. War es in der Anfangszeit schwer, Berufliches und Privates voneinander zu trennen?
Waasner: Generell denke ich, dass viele Menschen ihre Partner bei der Arbeit oder im Arbeitsumfeld treffen, weil man da ja auch den ganzen Tag ist. Besonders war bei uns aber schon, dass wir auch vor der Kamera ein Paar gespielt haben. Weil wir das aber nicht an die große Glocke gehängt haben, ist es uns nicht schwergefallen, Privatleben und Beruf zu trennen. Die meisten am Set haben von unserer Liebe erst erfahren, als Viola aufgehört hat.
Wie sind Sie eigentlich zur Schauspielerei gekommen?
Waasner: Angefangen habe ich damit tatsächlich an der Schule mit dem Fach Dramatisches Gestalten. Allerdings muss ich zugeben, dass das eher noch eine pragmatische Entscheidung war, weil man mit dieser Theaterklasse viele Punkte für das Abitur sammeln konnte. Es hat mir aber schon auch sehr viel Spaß gemacht. Und witzigerweise war es dann meine Mutter, die mich immer wieder ein bisschen in die Richtung gepusht hat. Ich wollte damals eigentlich BWL studieren und in die Firma meines Vaters einsteigen.
Nach dem Abitur sind meine damalige Freundin und ich dann nach New York geflogen und haben dort unter anderem spaßeshalber auch einen "Karrieretag" gemacht. Sie ist zur bekannten Modelagentur Ford Models gegangen und ich habe mich bei der Lee Straßberg Schauspielschule beworben. Es war eher eine Art Mutprobe. Ein halbes Jahr später stellte sich heraus, dass ich da tatsächlich anfangen werde. Ich habe dann zweieinhalb Jahre in New York studiert - in die Zeit ist allerdings auch der 11. September 2001 gefallen.
Wie haben Sie die Terroraschläge erlebt - und verkraftet?
Waasner: Ich habe damals in China Town gelebt, also zwei Kilometer Luftlinie von der Katastrophe entfernt. Von meinem Dach aus habe ich miterlebt, wie die beiden Türme zusammengefallen sind. Das habe ich live gesehen - es war schrecklich, aber irgendwie auch so surreal. Dieses Geräusch, dieses tiefe Grummeln werde ich nie vergessen. Eine Freundin, die damals bei RTL gearbeitet hat, hat mich dann auch zu Bärbel Schäfer [60] ins Studio geschaltet.
Nach den Anschlägen habe ich eine Flugangst entwickelt, obwohl ich sonst gar kein ängstlicher Typ bin. Ich bin dann aber absichtlich weitergeflogen, um diese Angst wieder loszuwerden, weil ich sonst auf so viel in meinem Leben hätte verzichten müssen. Und es hat sich auch irgendwann wieder gelegt. Das war eine sehr spezielle Erfahrung.
Was haben Sie an der US-Schauspielschule gelernt, was Sie speziell hier in Deutschland beruflich gut brauchen können?
Waasner: Mein Aufenthalt in New York hat mich auch unabhängig davon geformt, ich war ein junger Mensch aus einer Kleinstadt. Am Anfang war ich 20 und durfte nicht mal Alkohol trinken. Ich habe in dieser Stadt unheimlich viel gelernt, was Kunst und freies Denken angeht. Mal ordentlich abgebürstet zu werden, hat meinem Kunstverständnis generell ganz gutgetan. Aber auch konkret habe ich sehr viel gelernt. Die amerikanischen Schauspielschulen sind wahnsinnig pragmatisch und arbeitsorientiert.
Casting war beispielsweise schon damals ein eigenes Unterrichtsfach: Wie findest du Arbeit? Wie setzt du dich in einem Casting durch? Was machst du danach bei der Arbeit? Das war auf einer staatlichen Schauspielschule in Deutschland lange nicht so. Da ging es vor allem immer um das künstlerische Verständnis des Berufes. In den USA ist die Schauspielerei schon lange ein sehr professioneller Berufszweig. Die Kunst ist ihnen natürlich auch wichtig, aber sie priorisieren ganz klar die Jobsuche, denn ohne Job bringt die beste Kunst nichts.