Am 6. August 2020 fand das Martyrium von Amandine, 13 Jahre alt, auf tragische Weise ein Ende. Zum Zeitpunkt ihres Todes wog die Schülerin gerade einmal 28 kg bei einer Körpergröße von 1,55 m. Die Ärzt:innen stellten Anzeichen extremer Abmagerung und einer Sepsis fest, die auf eine langfristige Entbehrung von Nahrung und medizinischer Versorgung zurückzuführen waren. Eingesperrt in eine fensterlose Abstellkammer, wurde Amandine Opfer der Grausamkeit ihrer eigenen Mutter, Sandrine Pissara, 54 Jahre alt, und der mitschuldigen Passivität ihres Stiefvaters, Jean-Michel Cros, 49 Jahre alt.
Amandine erlag den Folgen jahrelanger Misshandlung
Sandrine Pissara, von ihren früheren Partnern als "gewalttätig, manipulativ und lügnerisch" beschrieben, wird der Folter und Barbarei beschuldigt. Die Schülerin, die zuvor in einem Internat war, kehrte im März 2020 aufgrund des Lockdowns in das Familienhaus in Montblanc (Hérault) zurück. Dort wurde sie täglich gedemütigt und ausgehungert. Sie musste Bestrafungen ertragen, wie das Schreiben von Zeilen unter der Überwachung einer Webcam, und lebte isoliert in einer Abstellkammer. Währenddessen lebten ihr Bruder und ihre Schwester mit ihrer Mutter in der oberen Etage des Hauses.
Der Prozess, der am Montag, den 20. Januar 2025, vor dem Schwurgericht von Hérault eröffnet wurde, hat jahrelange Gewalt und eine Reihe von Warnsignalen ans Licht gebracht, die von den Behörden ignoriert wurden. Bereits 2012 hatte die Bildungsbehörde Meldungen wegen Verdachts auf Misshandlung von Amandine erstattet. Zu dieser Zeit wies die Jugendliche blaue Flecken und einen besorgniserregenden Haarausfall auf. Trotz dieser Anzeichen wurden die Ermittlungen ohne Ergebnis eingestellt. Auch ein zweiter Hinweis im Jahr 2014 führte zu keiner Konsequenz, da die Leugnungen der Mutter die Behörden davon überzeugten, dass keine Gefahr bestand.
Psychiatrische Gutachter:innen stellten fest, dass Sandrine Pissara ihre Abneigung gegen ihren Ex-Partner und Vater von Amandine auf ihre Tochter projizierte, deren äußere Merkmale sie an deren Vater erinnerten. Dieser Hass habe dazu geführt, dass sie die Jugendliche als Symbol einer vergangenen Frustration wahrnahm und das Bedürfnis entwickelte, sie zu zerstören. Amandines Vater, Frédéric Florès, der jahrelang um das Sorgerecht für seine Tochter gekämpft hatte, konnte sie niemals aus diesem Albtraum befreien. Er erfuhr von ihrem Tod durch einen Telefonanruf, während er sich am Strand befand. "Ich habe Angst davor, die Details ihres Leidens zu hören", gestand er im Gespräch mit Midi Libre im Vorfeld des Urteils.
Ihre Mutter und ihr Stiefvater werden vor dem Schwurgericht angeklagt
Die Mutter Sandrine Pissara und ihr Lebensgefährte Jean-Michel Cros stehen diese Woche vor dem Schwurgericht. Beide Angeklagten, die seit Mai 2021 in Haft sind, drohen schwere Strafen: lebenslange Haft für die Mutter und bis zu 30 Jahre Gefängnis für den Stiefvater. Während Sandrine Pissara die Vorwürfe abstreitet und sich selbst als liebevolle Mutter einer "launischen" Tochter beschreibt, zeichnen die im Laufe der Ermittlungen gesammelten Beweise und Zeugenaussagen ein ganz anderes Bild.
Jean-Michel Cros beschreibt sich selbst als einen "passiven" Mann, der nichts unternommen hat, um Amandine zu retten. Seine Untätigkeit angesichts des Leidens und der Qualen des Mädchens wird als erschwerender Faktor bei seinem Urteil angesehen. Das Urteil, das am Freitag, den 24. Januar, erwartet wird, wird entscheidend sein, um Amandine Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und zu verstehen, wie ein Kind so viel leiden konnte, ohne dass irgendeine Warnung beachtet wurde. Dieser Fall wirft einmal mehr ein Schlaglicht auf die Mängel im französischen Kinderschutzsystem, das nicht rechtzeitig eingreifen konnte, um das junge Opfer zu retten.
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Verwendete Quellen:
Le Parisien: L’insoutenable calvaire d’Amandine, 13 ans, torturée et affamée par sa mère
Aus dem Französischen übersetzt von Ohmymag Frankreich