Sieben Stunden lang operierte das Ärzt:innenteam des NHS Greater Glasgow and Clyde (NHSGGC), dem größten regionalen Gesundheitsdienstleister in Schottland, an MacFadyen Gehirn. Begleitet wurde sie dabei von diversen Musik-Playlists, sorgfältig ausgewählt von Freund:innen und Familie, und einer ganz besonderen Ärztin, ohne die sie diesen besonderen Eingriff wohl nur halb so gut überstanden hätte.
Beruhigung durch Musik und psychologische Begleitung
Das Gefühl, dass die junge Frau während ihrer OP begleitete, beschrieb sie in der Sun mit folgenden Worten:
Ich trinke nicht mehr, aber es fühlte sich an, als wäre ich völlig betrunken – und ich habe seit ein paar Jahren keinen Alkohol mehr getrunken.
Außerdem hatte sie aufgrund der Menge an Narkosemitteln, die für die Operation nötig waren, Halluzinationen. Musik würde ihr laut MacFadyen klinischem Psychologen zu mehr Ruhe verhelfen. Doch vor allem den Beginn des Eingriffs beschrieb sie als ziemlich angsteinflößend:
Ich setzte am Anfang die Kopfhörer auf, aber dann fing der Bohrer an, und ich bekam Panik und zog sie wieder ab. Ich hörte das erste Lied, das meine Mutter ausgesucht hatte, und es erinnerte mich an sie.
Das Wissen darum, dass ihre liebsten Menschen, auch wenn sie nicht physisch anwesend sein konnten, ihr durch die Musik Trost spendeten, half der 24-Jährigen durch die Wachminuten der OP hindurch.
Auch Dr Sharon Mulhern, beratende klinische Psychologin und Leiterin der regionalen Neuropsychologie-Dienste, war laut TheSun eine wichtige Bezugsperson und begleitete MacFadyen die ganze Zeit über mit beruhigenden Worten und ermutigendem Händedruck.
Fortschrittliche digitale Überwachung
Der Grund, warum die 24-Jährige während Teilen der Operation bei Bewusstsein bleiben musste, war, dass nur so sichergestellt werden konnte, dass keine wichtigen Gehirnfunktionen beeinträchtigt wurden. Der Tumor, der nach einem Anfall im vergangenen Jahr entdeckt wurde, lag nahe an Bereichen, die für Sprechen und Sprachkontrolle wichtig sind.
Während der Operation wurde eine Sonde eingesetzt, um mit elektrischen Impulsen für kurze Zeit Bereiche des Gehirns auszuschalten und das Tumorgewebe zu identifizieren, das entfernt werden sollte.
Dieser Eingriff, die „Awake Craniotomy“, wird vom NHSGGC mit innovativen Ansätzen vorangetrieben, wie The Herald berichtete. Traditionell verwenden Ärzt:innen einfache klinische Tests, um die kognitiven Fähigkeiten der Patient:innen zu überwachen. Diese Tests sind jedoch oft nicht standardisiert oder ausreichend komplex. Daher hat das NHSGGC die digitale Plattform NeuroMapper entwickelt, die eine präzisere Überwachung der kognitiven Funktionen ermöglicht und genauere Daten liefert.
Neuer Lebensmut
Die erfolgreiche Operation hat der Schottin laut TheSun zu einer neuen Lebenseinstellung und einer verbesserten mentalen Gesundheit verholfen:
Früher habe ich oft an mir gezweifelt – ich bin in meinen eigenen Kopf gekommen und habe mich selbst davon abgehalten, Dinge zu tun. Aber nicht mehr – jetzt weiß ich, dass ich eine wirklich starke Person bin und sehr unabhängig.
Sie möchte ihren Traum verwirklichen und Grundschullehrerin werden - aber erst einmal hat sie eine Reise nach Teneriffa gebucht!
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Verwendete Quellen:
The Sun: I was awake while doctors operated on my brain – I just listened to music the whole time… it felt like I was drunk
The Herald: Woman undergoes brain surgery awake in pioneering Scottish operation